Kirmes-Unfall: 45 Minuten lang kopfüber

Während der Fahrt blieb ein Karussell in Berlin plötzlich stehen. 14 Menschen warteten in ihren auf dem Kopf stehenden Gondeln auf Rettung.

Berlin. Das Karussell "Stargate", zu deutsch "Tor zu den Sternen", wurde für Besucher des Deutsch-Amerikanischen Volksfestes in Berlin am Samstagabend zum Albtraum. 45 Minuten lang hingen 14Menschen kopfüber in knapp 15 Metern Höhe fest, weil das Fahrgerät plötzlich still stand.

Der Betreiber konnte das Gefährt später manuell zu Boden ziehen. Die erst nach 20 Minuten alarmierte Feuerwehr kümmerte sich mit Ärzten und Sanitätern um die Fahrgäste. Zwei von ihnen erlitten einen Schock und mussten vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht werden, mehrere andere klagten über heftige Übelkeit und Schwindelgefühle.

Grund für den Zwischenfall könnte eine Bremse sein. Wie ein Sprecher des Festes erklärte, löste eine heißgelaufene Bremse den Unfall aus. Das habe eine TÜV- Untersuchung ergeben. Mit zuverlässigen Ergebnissen sei in den kommenden Tagen zu rechnen.

Weil die Fahrgäste von Haltebügeln in die Sitze gedrückt werden, war die psychische Belastung besonders groß - niemand wusste, ob sich vielleicht durch den Defekt auch noch die Bügel lösen würden.

Nach Angaben der Feuerwehr wurde kein Fahrgast dauerhaft geschädigt, was vor allem auf das Alter der überwiegend jungen Besucher zurückzuführen sei. Ältere Menschen oder Menschen mit Kreislaufproblemen hätten ernste Gesundheitsprobleme bekommen können.

Ein Junge habe zusehen müssen, wie seine Eltern über ihm in der Luft um Hilfe riefen, berichtete der "Tagesspiegel am Sonntag". Viele Fahrgäste seien von Angst gezeichnet gewesen. Als die Gäste endlich am Boden waren, hätten etliche Weinkrämpfe bekommen. Eine Woche zuvor war ein Junge auf dem Berliner Volksfest gestorben (siehe Kasten).

Nach richterlichem Beschluss ist das Karussell stillgelegt und formal beschlagnahmt worden, es steht allerdings noch auf dem Volksfest-Gelände. Außerdem wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Sorgfaltspflichtverletzung eingeleitet. Die Polizei ermittelt zudem wegen des Verdachts auf fahrlässige Körperverletzung.

"Die Leute hingen kopfüber wie in einem Käfig. So etwas darf nicht passieren", sagte der Fest-Veranstalter Richard Simmons am Sonntag. Das Fahrgerät dreht sich normalerweise mit großem Tempo in verschiedene Richtungen und macht mehrere Überschläge.

Normalerweise sorge ein Mechanismus dafür, dass die Gondel bei einem Defekt wieder in ihre Ausgangssituation versetzt werde. Dieser Mechanismus habe aber versagt. Simmons erklärte, warum er die Feuerwehr nicht sofort gerufen hat: "Zunächst haben wir versucht, die Gondeln wieder in den Normalzustand zu versetzen."

Die Feuerwehr hätte sonst auch nichts tun können. Bügel in den Gondeln drücken die Gäste in die Sitze. Köpfe und Beine hängen frei in der Luft. Hätte man die Bügel in dieser Position gelöst, wäre Schlimmeres passiert.

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