Kinder in USA für Sex gebucht: Deutscher Frauenarzt in Haft

Gynäkologe vom Niederrhein wartet nach Verurteilung in Cleveland auf das Strafmaß.

Schwalmtal/Cleveland. Jahrelang praktizierte er in Schwalmtal (Kreis Viersen) als angesehener Frauenarzt und zog 2008 nach seiner Pensionierung nach Leipzig. Nun aber könnte der deutsche Gynäkologe, der bereits im April am Flughafen von Cleveland wegen angeblichem Sextourismus festgenommen wurde, die nächsten 20 Jahre seines Lebens in einem amerikanischen Gefängnis verbringen.

Dem 63-Jährigen wird ebenso wie einem weiteren deutschen Mediziner, der früher Oberstarzt der Bundeswehr war und bei Auslandseinsätzen im Kosovo Flüchtlinge behandelte, vorgeworfen, Minderjährige für Sex „gebucht“ haben zu wollen.

Bereits im Juni vergangenen Jahres, so der zuständige Staatsanwalt Steve Dettelbach, hatte der Schwalmtaler via E-mail Kontakt zu einer Website aufgenommen, die behauptete, sexuelle Begegnungen mit Kindern vermitteln zu können.

Darin soll der Arzt Interesse an Kontakt mit Mädchen „zwischen 10 und 13 Jahren“ sowie einem Jungen bekundet haben. Auch soll er Fotos der angeblich zur Verfügung stehenden Kinder angefordert und gefragt haben, ob er die Begegnungen mit einer Videokamera aufzeichnen kann.

Versprochen hatten die Betreiber der Website, ihre Kunden nach der Ankunft in Cleveland weiter nach Michigan oder nach Kanada zu bringen, wo die Begegnungen in Hotels stattfinden würden. Der Frauenarzt wusste aber nicht, dass er Sonderagenten des US-Heimatschutzministeriums ins Netz gelaufen war. Diese hatten eine fiktive Website eingerichtet, um potenzielle Vergewaltiger, die sich an Minderjährigen vergehen wollten, aus der Reserve zu locken.

Vor seiner Reise in die USA hatte der Gynäkologe einen Umschlag mit 100 Dollar geschickt, die als Anzahlung dienen sollten. Am Flughafenhotel in Cleveland wurde er von den mutmaßlichen Mittelsmännern empfangen. Die Vermittler aber hatten nichts mit Sextourismus zu tun — es waren Regierungsagenten.

Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft hätte der Deutsche noch eine Chance gehabt, der Verhaftung zu entgehen. Als er ihnen aber weitere 1600 Dollar in die Hand drückte, wurden ihm die Handschellen angelegt. Im August legte der Schwalmtaler ein Geständnis ab.

Am 2. September wurde er von dem zuständigen Bundesgericht in Akron, Ohio, in drei Punkten schuldig gesprochen: wegen illegalen Sexhandels, der Absicht, Minderjährige auszubeuten und eine Reise mit der Absicht angetreten zu haben, „einen rechtswidrigen Geschlechtsakt zu begehen.“ Laut Dettelbach „bedeuten die Urteile mehr Sicherheit für Kinder sowohl in den USA als auch im Rest der Welt.“

Die Menschen in Schwalmtal sind angesichts der Vorgänge um den 63-Jährigen fassungslos. Die Patientinnen hatten über lange Jahre großes Vertrauen zu ihrem Frauenarzt. Der Gynäkologe war einer der ersten, die am Niederrhein eine „Teenager-Sprechstunde“ für junge Mädchen einrichtete.

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