Katastrophenalarm und Notstand in Kolumbien

Bogotá (dpa) - Angesichts der heftigsten Regenfälle seit 40 Jahren hat die kolumbianische Regierung am Dienstag (Ortszeit) Katastrophenalarm ausgelöst. Zugleich wurde der wirtschaftliche, soziale und ökologische Notstand ausgerufen.

Damit sollen die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen geschaffen werden, den bis zu zwei Millionen Menschen zu helfen, die durch die seit Oktober andauernden schweren Niederschläge geschädigt wurden, sagte Präsident Juan Manuel Santos in einer landesweit übertragenen Rundfunkansprache.

Bisher wurden 206 Tote, 246 Verletzte und 119 Vermisste infolge von Hochwasser und Erdrutschen gezählt. 330 000 Familien seien auf Notunterkünfte und Lebensmittelhilfen angewiesen. Mehr als 2000 Häuser wurden völlig zerstört, an 275 000 Gebäuden entstanden Schäden. Auch das Straßennetz, die Stromversorgung und andere Infrastruktureinrichtungen sowie die Landwirtschaft wurden in Mitleidenschaft gezogen.

Die schlimmste Einzelkatastrophe ereignete sich am Sonntag in dem Ort Bello nördlich von Medellín. Dort wurden nach einem Erdrutsch bisher 36 Tote gefunden. Weitere 88 Menschen, für die es so gut wie keine Hoffnung mehr gibt, werden vermisst. „Die Anforderungen übersteigen unsere wirtschaftlichen Fähigkeiten und auch die Kapazitäten der Hilfsorganisationen“, sagte Santos. Kolumbien hatte schon vor knapp zwei Wochen das Ausland um Hilfe gebeten.

Die nach Angaben von Meteorologen heftigsten Niederschläge seit vier Jahrzehnten sind Folge des Wetterphänomens „La Niña“ (Spanisch: das Mädchen), das alle paar Jahre auftritt. Vor der Pazifikküste Südamerikas strömt dabei kaltes Wasser aus der Tiefe nach oben. Dies führt in einigen Bereichen des Subkontinents zu Dürren, in anderen zu überdurchschnittlich hohen Niederschlägen. Die Regenperiode könnte nach Angaben von Meteorologen noch bis Anfang kommenden Jahres andauern.

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