Jux nach 34 Jahren aufgeklärt: Der "Cello-Hoden" war erfunden

London. Mit einem erfundenen Leiden namens "Cello-Hoden" hat ein britisches Ehepaar 34 Jahre lang die Medizin-Welt genarrt. Die Alzheimer-Expertin Elaine Murphy und ihr Ehemann John, Chef einer Brauerei, räumten jetzt in einem Brief an das "British Medical Journal" (Bd.

334, S. 288) ein, die Malaise nur ersonnen zu haben. Auslöser war eine Zuschrift in demselben Journal aus dem Jahr 1974 über einen angeblichen "Gitarren-Nippel" bei drei Mädchen durch die fortwährende Reibung des Instruments an der Brustwarze.

"Wir hielten das für einen Ulk und beschlossen, die Sache einen Schritt weiter zu treiben", bekennen die Murphys. Nicht-Mediziner John Murphy unterschrieb im selben Jahr einen Brief, der von einer angeblichen Hodenreizung bei einem professionellen Cellisten berichtete.

"Zu unserer Überraschung wurde der Brief veröffentlicht", schreibt das Ehepaar nun. "Jeder, der jemals beim Spielen eines Cellos zugesehen hat, würde die körperliche Unmöglichkeit unserer Behauptung erkennen."

Dennoch wurde die kurze Zuschrift wiederholt zitiert, zuletzt im "British Medical Journal" vom 12. Dezember 2008. "Wir haben mit dieser Geschichte immer wieder für Erheiterung gesorgt", berichtet das Paar. "Nach 34 Jahren ist es vielleicht Zeit für uns zu gestehen, dass wir das "Cello-Scrotum" erfunden haben."

Allerdings waren früher bereits Zweifel am "Cello-Hoden" aufgekommen - etwa im Journal der US-Dermatologenakademie 1991. Ob auch der "Gitarren-Nippel" eine Erfindung ist, bleibt offen.

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