Justiz: Glaube lässt Knastbrüder hoffen

Ausstellung im Bochumer Gefängnis zeigt religiöse Gegenstände aus den Haftzellen.

Bochum. Engel aus Seife und Rosenkränze aus Brotteig verbergen sich in Bochumer Gefängniszellen. "In einer Zelle finden sich mehr fromme Gegenstände als in durchschnittlichen Wohnzimmern", ist Seelsorger Alfons Zimmer überzeugt. Religiöse Bilder, Texte und Kunstwerke hat die Ausstellung "Fromm. Lammfromm. Knastfromm" für einige Stunden öffentlich gezeigt.

Mehrere hundert Exponate spiegeln verschiedene Religionen und die Frömmigkeit im Knast wider. Neben Seife und Brotteig wurden auch Tuben von Tomatenmark zu kunstvollen Rahmen für Ikonenbilder verarbeitet oder einfach kleine Äste mit weißem Faden zu einem Kreuz verbunden.

Ihre religiösen Besitztümer stellten 20 Häftlinge während der Ausstellung in der JVA-Mehrzweckhalle auch persönlich vor. An der Wand einer nachgebildeten Zelle hängen mehrere Ikonenbilder eines Insassen: "Sie sind einerseits die Erinnerung an meinen Glauben und mein Zuhause und anderseits die Hoffnung, wieder rauszukommen. Man muss sich auf etwas konzentrieren, sonst hängt man eines Tages am Fensterrahmen", sagt der Katholik.

"Die Gegenstände sind kein Luxus für die Häftlinge, sondern auch wertvolles Tauschmaterial", erklärt Seelsorger Burghard Boyke. Viele der Häftlinge widmen etwa ein Viertel der Zellenwände religiösen Gegenständen. Der übrige Platz gehört den Angehörigen, Fußball, Autos und nackten Frauen.

Den Weg zum Glauben und ihrem kreativen Talent finden die meisten erst im Gefängnis. Seit zwei Jahren verfasst ein Häftling die Fürbitten-Gebete und liest sie in dem wöchentlichen Gottesdienst vor. Zuletzt hatte der Mann die Fußball-WM in seine Fürbitte einfließen lassen. "Im Knast ist der Glaube zu einer Grundfeste geworden, auch wenn ich damit manchmal anecke", erzählt der Häftling.

Bis zu 160 Häftlinge besuchen die Gottesdienste, obwohl Burghard Boyke weiß, dass nicht alle fromm sind: "Es ist der einzige Programmpunkt am Sonntag, und es kommen einige, die einfach Kontakte knüpfen oder Geschäfte machen wollen." So zeugen auch nicht alle religiösen Gegenstände im Gefängnis vom tiefen Glauben der Häftlinge. Die Abteilung für Sicherheit hat Kreuze, Bibel und gerahmte Ikonen zur Ausstellung beigesteuert, die als Versteck für Tabak, Drogen und Waffen fungierten.

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