Japans Marken erobern den Westen

Traditionelle Werte und Funktionalität begeistern hierzulande.

Japans Marken erobern den Westen
Foto: Daniel Naupold

Tokio. Vor lehmfarbenen, kahlen Wänden lassen sich Japanerinnen in seidenen Kimono anmutig auf die Knie sinken. Ihre auf Tatami-Reisstrohmatten untergeschlagenen Beine benutzen sie als Sitzkissen. Der Raum, in dem sich die Damen an diesem Tag zu einer Teezeremonie versammelt haben, ist aus einfachem, aber erlesenem Material gestaltet.

Als einziger Schmuck dient ein Zweig in einer Nische und ein Rollbild mit schlichter Tuschemalerei. Wer bei uns im Westen an japanische Kunst und Kultur denkt, dem schwebt oft die schlichte, aber elegante Ästhetik des „alten Japan“ vor Augen, die einen vermeintlichen Gegensatz zu den neongrellen Bildern des heutigen Hightech-Japan bilden. Doch gibt es Parallelen.

Auch im modernen Alltag junger Japaner kommen Schlichtheit und Funktionalität in den verschiedensten Bereichen zum Ausdruck — und finden auch im Westen zunehmend Anhänger.

Ein prominentes Beispiel ist die japanische Modekette Uniqlo, die am Freitag in Berlin ihren ersten Flagship-Store in Deutschland eröffnet. Uniqlo, eine Abkürzung für „Unique Clothing“, ist seit Jahren erfolgreich dabei, sich als eine der führenden Modemarken im Niedrigpreissegment zu positionieren. Mit ihrem minimalistischen und funktionalen Design wollen sich die Japaner gegen Konkurrenten wie H&M, Mango oder Zara behaupten.

„Da unsere Kleidung schlicht ist, kann sich jeder Käufer selber überlegen, wie er sie tragen will“, erläutert Uniqlos Design-Chef Naoki Takizawa. Unnötige Sachen würden wegfallen. Am Ende bleibe ein simples Stück Kleidung. „Was schlicht ist, ist schön“, sagt Takizawa und zieht damit eine Parallele zur traditionellen Ästhetik seiner Heimat.

Diesem Ästhetikideal folgt auch die japanische Lifestyle-Marke Muji, eine Kurzform von Mujirushi Ryohin, was zu Deutsch etwa „keine Marke, gute Produkte“ bedeutet. Sie ist in Deutschland bereits mit mehreren Geschäften — etwa in Hannover, Köln und Frankfurt — vertreten. Die Angebotspalette reicht von Haushaltsgeräten über Möbel und Kleidung bis zu Bürobedarf, Kosmetika und Lebensmitteln. Auch bei Muji sind die Produkte von minimalistischem Design und Funktionalität geprägt.

„Das Design von Muji setzt die Tradition der japanischen Kultur fort“, erläutert Konzernchef Tadamitsu Matsui. So modern die Produkte auch sind, ihr Design sei „durch und durch simpel“ und funktional, sagt der Japaner und zieht eine Parallele zur Kultur seiner Heimat: „Das hat etwas Gemeinsames mit Zen-Buddhismus und Sado (Teezeremonie).“

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