Jahrelange Sozialleistungen für eine Tote

Ein Pärchen soll jahrelang Sozialleistungen für tote Bekannte kassiert haben

Jahrelange Sozialleistungen für eine Tote
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Als die Wohnung an der Jägerstraße in Eller im März vergangenen Jahres geöffnet wurde, bot sich den Polizeibeamten ein erschreckendes Bild: Sie fanden die skelettierte Leiche von Petra D. (Name geändert), auf dem Tisch lag eine geöffnete Fernsehzeitung vom September 2009, daneben ein nicht eingelöster Scheck gleichen Datums. Allerdings waren noch knapp drei Jahre lang Sozialleistungen an die im Februar 1952 geborene Frau gezahlt worden. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen ein Pärchen (30 und 31 Jahre alt) erhoben. Die beiden sollen den Tod der Frau verheimlicht und die Gelder von der Arge kassiert haben.

Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurde Petra D. vor fünf Jahren zum letzten Mal lebend gesehen. Im Juli vor zwei Jahren hatte die Arge die Leistungen eingestellt und wollte, dass die Frau persönlich dort erscheint. Der Hausmeister des Mehrfamilienhauses hatte sogar die Haustür versiegelt und festgestellt, dass sie ein Jahr nicht geöffnet wurde. Weil aber der Briefkasten regelmäßig geleert wurde, dauerte es dann noch acht Monate bis zur Öffnung der Wohnung. Bei der Obduktion konnte lediglich festgestellt werden, dass Petra D. seit mindestens einem Jahr tot gewesen sein muss. Hinweise auf ein Verbrechen gab es nicht.

Das soll sich aber zugetragen haben, nachdem Petra D. das Zeitliche gesegnet hatte. Denn bald gerieten ein Bekannter, der ihr bei Besorgungen geholfen hatte, und dessen Freundin ins Visier der Staatsanwaltschaft. Auf deren Konten waren die Sozialleistungen der Arge überwiesen worden.

Verdächtigt werden die beiden außerdem, auf mehreren Briefen die Unterschrift der Toten gefälscht zu haben. So gibt es ein Schreiben an die Arge, in dem Petra D. angeblich mitteilt, dass sie wegen eines negativen Schufa-Eintrages kein eigenes Konto mehr eröffnen könne. Vier Versuche bei Geldinstituten seien gescheitert. Stattdessen wurden die Leistungen an die 31-Jährige überwiesen. Immerhin: Die Miete für die Wohnung wurde gezahlt. Auch nachdem die Arge nach August 2012 nicht mehr zahlen wollte, soll das Pärchen einen weiteren Brief geschrieben haben, damit wieder gezahlt wird.

Wie Jürgen Hennigfeld, Sprecher des Düsseldorfer Jobcenters, erklärte, könne man Leistungen nicht einfach einstellen, wenn jemand nicht erscheint. In diesem Fall sei zudem offenbar mit erheblicher krimineller Energie vorgegangen worden, um an das Geld zu kommen.

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