Im Westen gibt es mehr Geschwister als im Osten

Wenn Eltern mehrere Kinder wollen, ist ein Altersabstand von drei Jahren ideal. Aber nur wenige wollen.

Wiesbaden. Es ist ein Kernproblem des demografischen Wandels: Der Trend geht längst nicht mehr zum Zweitkind. Kaum noch ein Paar, das wenigstens zwei Kinder bekommt. Stattdessen sind es pro Frau durchschnittlich 1,4 Kinder; auf diesem Niveau verharrt die Geburtenrate in Deutschland seit nunmehr 20 Jahren.

Kommen doch Geschwister hinzu, dann häufiger in West- als in Ostdeutschland. Außerdem schneller: 48 Prozent der zweiten Kinder kamen weniger als drei Jahre nach dem ersten zur Welt, im Osten Deutschlands waren es nur 29 Prozent — das hat das Statistische Bundesamt ermittelt. Insgesamt lassen sich ostdeutsche Frauen also mehr Zeit mit dem zweiten Kind — wenn sie überhaupt eins bekommen.

Was das bedeutet, erforscht der Psychologe Hartmut Kasten. Er beschäftigt sich seit 30 Jahren mit den Auswirkungen von Altersunterschieden von Geschwistern.

Am entspanntesten gehe es zu, wenn Eltern einen Altersabstand von etwa drei Jahren planen. „In diesem Alter wird die Geburt eines Geschwisterchens vom älteren Kind akzeptiert“, sagt Kasten. Vertrauen und Persönlichkeit seien dann weit genug entwickelt, und das Kind erleide kein „Entthronungstrauma“.

Sei der Altersunterschied geringer, falle die Bindung zwischen den Geschwistern zwar häufig enger aus. „Andererseits führt ein geringer Altersabstand aber auch schneller zu Rivalität und Konflikten“, erklärt Kasten.

Im Vergleich zu anderen Faktoren spiele der Altersunterschied in der Entwicklung insgesamt aber keine große Rolle, sagt er. „Ebenso wichtig wie Geschwister sind Eltern, Schule und Freunde.“

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