HPV-Impfung ist nicht nur Frauensache - auch Jungen sind gefährdet

Humane Papillomviren (HPV) können Gebärmutterhalskrebs verursachen. Auch Jungen sind gefährdet, denn sie übertragen das Virus und sollen sich impfen lassen.

HPV-Impfung ist nicht nur Frauensache - auch Jungen sind gefährdet
Foto: dpa

Düsseldorf. Viren können Krebs auslösen. Das ist inzwischen nachgewiesen. Fast jeder Mensch infiziert sich im Laufe seines Lebens mit humanen Papillomviren (HPV). Einige dieser Viren sind harmlos, andere erhöhen das Krebsrisiko. Die häufigsten Typen 16 und 18 sind weltweit für 70 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich.

Die HP-Viren werden beim Sex übertragen, dringen in die Haut oder Schleimhaut ein. In Deutschland können sich Mädchen und junge Frauen seit 2006 mit einer Impfung schon vor dem ersten Geschlechtsverkehr vor Gebärmutterhalskrebs schützen. Seit Anfang Juni hat die ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (STIKO) jetzt auch eine Impf-Empfehlung für Jungen ausgesprochen.

Männer haben freilich keine Gebärmutter, übertragen aber das Virus. Für Professor Monika Hampl von der Düsseldorfer Universitätsfrauenklinik ist die Empfehlung der STIKO daher längst überfällig. „Der Effekt ist da. Geimpfte Jungen schützen damit nicht nur ihre Partnerinnen, sondern auch sich selbst vor den Viren“, sagt die Gynäkologin, denn die Impfung wehre Infektionen ab, die Krebs im Bereich von Penis, Anus und Rachen hervorrufen könnten.

Laut einer amerikanischen Untersuchung habe fast jeder zweite Mann den Erreger im Genitalbereich aufgewiesen. Die Männer seien daher auch vor manchen Folgeerkrankungen der HP-Viren nicht geschützt. Vielen Männern, die gleichgeschlechtlichen Sex praktizieren, sei zudem das Risiko einer HPV-Infektion nicht bewusst. Denn die Viren sind so klein, dass sie auch Kondome durchdringen können.

Eine Impfung für Jungen ab neun Jahren war auch schon ohne Empfehlung der STIKO möglich. Zugelassen ist der Impfstoff in Deutschland schon länger, Eltern haben sich bisher aber nur sehr selten für eine Impfung ihrer Söhne entschieden.

Und auch bei den jungen Frauen erzielt die Schutzimpfung immer noch nicht die erhofften Quoten. Nur rund 45 Prozent der 17-Jährigen in Deutschland lassen sich impfen. Bei den 15-Jährigen sind es laut Robert-Koch-Institut 29 Prozent und bei den Zwölfjährigen ein Prozent. Ganz anders stellt sich die Situation in Australien dar: Dort bieten Schulen seit 2007 gratis HPV-Impfungen für Mädchen an. Die Zahl der Frauen mit einer sexuell übertragbaren Infektion sei entsprechend von 22,7 auf 1,1 Prozent zurückgegangen.

Eine Quote von 45 Prozent sei für einen flächendeckenden Schutz in Deutschland bislang zu wenig. „Dabei gab es noch nie eine Impfung mit so einer großen Wirksamkeit“, sagt Hampl und bezieht sich auf den neunfach-Impfstoff, der seit fast zwei Jahren verfügbar ist und vor neun Typen des Humanen Papillomvirus schützen soll. Autoimmunerkrankungen als mögliche Impffolge seien nicht nachgewiesen. „Trotzdem ist das bei vielen noch ein Grund für Skepsis.“

Dem Robert-Koch-Institut zufolge erkranken in Deutschland jährlich etwa 6250 Frauen und 1600 Männer an HPV-bedingten Karzinomen. Die meisten Krankenkassen übernehmen die 170 bis 200 Euro teure HPV-Schutzimpfung für Mädchen. Die Betriebskrankenkasse Novitas gehört jetzt zu den ersten Kassen, die die Kosten auch für Jungen tragen.

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