Haustiere: Unterschätzte Sozialarbeiter

Eine neue Studie sagt, dass viele Menschen von einem Haustier profitieren könnten. Häufig ersetzen Fiffi und Co. den Gang zum Arzt.

Berlin. Stundenlang ins Internet oder den Hund ausführen und dabei noch echte Leute treffen? Für den Trendforscher Peter Wippermann steht fest: Tiere können angesichts sich auflösender Strukturen in Alltag und Familie Halt und das Gefühl des Gebrauchtwerdens geben. „Tiere sind plötzlich Sozialpartner“, sagte Wippermann gestern bei der Vorstellung einer 260 Seiten umfassenden Studie zum Verhältnis der Deutschen zu ihren Tieren. Katze und Co. könnten die Balance in einer zunehmend stressigen Gesellschaft wiederherstellen.

Die repräsentative Forsa-Untersuchung hatte das Tiernahrungsunternehmen Mars Petcare in Auftrag gegeben. Auch Wissenschaftler kommen in dem Bericht zu Wort. In einer Umfrage, die Teil der Studie ist, befürworten die meisten einen stärkeren Einsatz von Katze, Hund oder Kaninchen zum Beispiel in Schulen und Altenheimen. Das gibt es zwar seit langem, doch die Sozialarbeiter mit Fell und Federn seien zu wenig anerkannt. Zudem beruhe der Einsatz bisher meist auf Initiativen von Privatleuten oder Vereinen.

„Heimtiere haben das Potenzial, die Folgen gesellschaftlicher Veränderungen zumindest zu mildern“, hebt der Bericht hervor. Die Psychologin Andrea Beetz von der Uni Rostock verwies auf positive Gesundheitseffekte. Wer einen Hund streichelt, bei dem werde Oxytocin — das sogenannte Kuschelhormon — ausgeschüttet. „Das beruhigt.“

Kinder, die schlecht lesen können, seien konzentrierter, wenn ein Hund daneben liege und stumm zuhöre. Demenzkranken könnten Tiere Orientierung geben. Nach Einschätzung von Beetz steht die Beziehung Mensch-Tier an der Schwelle zu einer ernsthaften Wissenschaft. Es sollten mehr Tiere in der Gesundheitsförderung eingesetzt werden. Die Studie hält dazu fest, die Kosten dafür wären „lächerlich gering“.

Auch wenn es immer wieder Berichte von vernachlässigten und gequälten Tieren in Haushaten gibt, fällt das Fazit von Trendforscher Peter Wippermann durchweg positiv aus: „Wir brauchen mehr Tiere in deutschen Haushalten.“ Wundern kann das freilich nicht — der Wissenschaftler besitzt nämlich selbst einen Stubentiger.

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