Gute Azubis sind Mangelware

Besonders Handwerksbetriebe haben Probleme, geeigneten Nachwuchs zu finden. So wie Marcus Graf, Elektromeister aus Erkrath.

Düsseldorf. Die Jagd ist für Marcus Graf mittlerweile zu einem Teil seinen Arbeitsalltags geworden. Nur dass diese Jagd nicht im Wald spielt oder irgend etwas mit Rehen oder Wildschweinen zu tun hat. Er hält Ausschau nach geeigneten Azubis für seinen kleinen Elektrotechnik-Betrieb. So etwas wie einen Bewerbungsstichtag gibt es für den Erkrather schon lange nicht mehr. „Es ist eine permanente Suche“, sagt der 47-Jährige.

Im vergangenen Jahr blieben laut dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) 11 000 Ausbildungsplätze unbesetzt. „Die Betriebe wollen ausbilden, sie finden aber oft schon im zweiten oder dritten Jahr in Folge keine Auszubildenden mehr“, sagt Verbands-Präsident Otto Kentzler.

Graf konnte bisher immer noch einen Ausbildungsvertrag abschließen, jedoch ist das alles andere als einfach. „Ich versuche es gar nicht erst mit jemandem, bei dem ich von vornherein ahne, dass es nichts wird und er seine Lehre nicht packt“, sagt der Handwerker.

Frustriert zählt er auf, woran es bei den Jugendlichen oft hapert: „Zum Teil können sie nicht einmal das kleine Einmaleins. Im Praktikum stellen manche die ganze Woche über keine Frage und warten darauf, dass der Tag zu Ende geht.“

Während er erzählt, gerät der Elektrotechniker fast ein wenig in Rage und fasst sich an den Kopf. So wenig Engagement kann er nicht nachvollziehen. Während die Fähigkeiten der jungen Berufsanfänger in seinen Augen immer weiter absacken, werden die Anforderungen im Beruf immer höher.

„Das ist mittlerweile alles hoch technisiert in der Branche. Englische Bedienungsanleitungen gehören zum Alltag.“ Dabei verlange er seiner Meinung nach gar nicht so viel. Ein mittlerer Notendurchschnitt auf der Hauptschule mit vernünftigen Leistungen in Mathe, Deutsch und Englisch. Dazu noch Interesse für den Job und Fingerfertigkeit.

Natürlich gibt es auch die Jugendlichen, die all das spielend meistern. „Die kriegen überall eine Stelle“, sagt Graf. Um sich die guten Leute zu sichern, werden die Ausbildungsverträge immer früher abgeschlossen.

Im April diesen Jahres wurden bundesweit zehn Prozent mehr abgeschlossen also noch im Vorjahr. Ein Trend, den die Handwerkskammer Düsseldorf nicht bestätigen kann, denn: „Es ist bereits seit Jahren üblich, dass zwei Drittel der Verträge bereits ein Jahr im Voraus abgeschlossen werden“, sagt Sprecher Alexander Konrad.

Viele Unternehmen schließen Kooperationsverträge mit Schulen ab. Dort tragen die Firmen zum Unterricht bei oder bieten Führungen im Betrieb an. Im Gegenzug gewinnen sie die Aufmerksamkeit möglicher Bewerber und können ihnen schon mal vorab auf die Finger schauen.

Eine Strategie, die auch der Erk-rather Elektrotechniker seit rund zehn Jahren verfolgt. Einmal im Jahr wird er an der Albert-Schweitzer-Schule zum Lehrer und unterrichtet in den Fächern Technik und Mathematik. „Ich berechne mit den Schülern Installationen“, erzählt er. Wer ihm positiv auffällt, den spricht er an.

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