Groschenromane: Herzeleid im Heftformat

Große Gefühle haben noch immer Konjunktur.

Düsseldorf. Viel Gefühl für wenig Geld: Bei Groschenromanen weiß der Leser stets, woran er ist. Zwar ist die große Zeit der billigen Heftchen vorbei — in den 70er Jahren war das Geschäft mit Liebesschnulzen und Geheimagentenstorys lukrativer.

Doch immer noch biegen sich in den Bahnhofsbuchhandlungen die Zeitschriftenständer vor Spannung und Emotion. Auch im Internetzeitalter lässt sich mit den Heftchen Umsatz machen.

Neben altbekannten Titeln wie „Jerry Cotton“ und „Perry Rhodan“ sorgen zahllose andere Liebes- und Arztserien, Heimatromane und Westernsagas für unkomplizierte Unterhaltung auf 64 Seiten.

Und das zum Preis von rund 1,50 Euro. Auf 350 Millionen Euro Jahresumsatz bringt es die Fachgruppe „Romane, Comics, Rätsel“ nach Auskunft des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ).

„Das Geschäft läuft immer noch gut“, sagt Saskia Lewandowski vom Verlag Bastei Lübbe, einem der beiden Marktführer in der Sparte Romanhefte. Mit dem Verkauf von mehreren Millionen Groschenromanen hat der Kölner Verlag im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Nettoumsatz von 7,6 Millionen Euro erwirtschaftet.

Bei Bastei Lübbe glaubt man an die Zukunft der billigen Heftchen, will sie aber künftig stärker im Internet verwurzeln. „Jerry Cotton“ und „John Sinclair“ sind auch als E-Book oder Hördatei verfügbar.

Auch Cheflektor Andreas Schäfer vom Kelter-Verlag, dem anderen großen Anbieter, ist mit dem Geschäft zufrieden. Der Hamburger Verlag hat in erster Linie die weibliche Leserschaft im Blick. Serien wie „Dr. Norden“ und „Der Bergpfarrer“ bedienen hemmungslos die Sehnsucht nach Liebeslust und Herzeleid. „Das Grundthema der Hefte ist das, was die Menschen bewegt. Liebe ist ein Grundbedürfnis, das bleibt“, sagt Schäfer.

Rund 120 Autoren liefern ihm Geschichten vom Fließband und setzen dabei auf altbewährte Rezepte: Es muss dramatisch zugehen, Helden und Schurken sind glasklar voneinander zu unterscheiden, Männer sind betont männlich und Frauen eher wenig emanzipiert. Ganz wichtig aber: Das Gute und die Liebe trotzen am Ende allen Schwierigkeiten.

Reich wird davon jedoch kein Autor, die Honorare sind bescheiden: So um die 800 Euro werden in der Regel für ein Manuskript bezahlt. Viel Gefühl für wenig Geld — dieser Grundsatz gilt auch für die Verfasser.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort