600 Gramm Fleisch für unter zwei Euro Grillsaison: Wie Billigfleisch von Aldi die Kunden in Wallung bringt

1,99 Euro für 600 Gramm Nackensteak: Das bringt einen Kunden derart in Rage, dass die Debatte um Fleisch im Discounter neu entfacht wird.

Symbolbild

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Foto: dpa

Düsseldorf. Die Supermarktkette Aldi-Süd, Deutschlands größter Billiganbieter, hat mit einem ausgesprochenen Billigangebot für viele wütende Kunden und eine heftige Debatte über den Preis und die Qualität von Fleisch im Internet gesorgt. Ein Facebook-User hatte Mitte Mai in einem so genannten Posting seinem Frust über die Lebensmittelpolitik der Kette freien Lauf gelassen. Es folgte eine Abrechnung, die offenbar vielen anderen Usern aus der Seele sprach.

Explizit ging es um 600 Gramm „BBQ-Nackensteak“ für 1,99 Euro. „Weniger als zwei Euro für mehr als ein halbes Kilo Fleisch“, setzte der User die Dinge ins Verhältnis. Ein Preis, der für ihn im Zusammenhang mit Tierschutz und qualitativer Ernährung nicht zusammenpassen kann. In seinem Posting auf der Aldi Süd-Facebookseite heißt es: „Das ist einfach nur billigster Dreck, für dessen Produktion alles und jeder bis zum Anschlag ausgebeutet wurde — am meisten die, die sich am wenigsten wehren können: die Tiere.“ Der User hält dem Discounter vor, verantwortungslos zu sein: „Es wäre für Euch ein Leichtes, Eure Marktdominanz zu nutzen, um mit gutem Beispiel voran zu gehen und die Zustände positiv zu verändern. Aber daran habt Ihr gar kein Interesse.“ .

Diesen Frust teilen wohl viele Leute in der Bevölkerung mit ihm. Der Artikel wurde bis bis Montagnachmittag über 14 000 Mal geteilt, erhielt mehr als 45 000 Reaktionen sowie knapp 3000 Kommentare.

Am vergangenen Samstag reagierte Aldi Süd selbst auf die Empörungswelle. Der Beitrag sei zuvor nicht etwa verborgen worden, weil der Discounter keine Stellungnahme habe abgeben wollen, „sondern weil er gegen unsere Netiquette verstoßen hat. Solche Beleidigungen können wir auf unserer Fanseite nicht dulden.“ Aldi Süd bekennt sich in seinem Posting zu seiner gesellschaftlichen Verantwortung und erklärt: „Mit unserem Engagement in der branchenübergreifenden, freiwilligen Initiative Tierwohl setzen wir uns für die Förderung einer tierartgerechten und nachhaltigen Fleischerzeugung ein.“ Der Initiative werden von Verbraucherseite zwar leichte Verbesserungen in der Tierhaltung zugestanden, trotzdem wird sie kritisch gesehen

Aber auch der Widerspruch beim Verbraucher ist nicht neu: Der Durchschnittsverbraucher hierzulande ist nicht bereit, für die sogenannte Prozessqualität zu zahlen. Soll heißen: Man bekennt sich zwar gerne, zahlt an der Ladentheke dann aber doch nicht den Preis, den eine faire Herstellung verlangt. Unter dem Strich interessiert die Verbraucher die Tierhaltung dann eben doch sehr viel weniger, als die Aufregung im Netz im jüngsten Fall zu demonstrieren scheint. Wie der Agrar-Experte Thomas Jungbluth bei „Zeit online“ sagte, geht die Wissenschaft davon aus, dass das Marktsegment für Premiumfleisch gerade einmal bei 20 Prozent liegt. Für Bioprodukte liege der Marktanteil noch viel niedriger, Und: Fleisch im allgemeinen sei das preisliche Lockangebot Nummer eins.

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