Grabschändung - Keine Ruhe für berühmte Tote

Karl Flicks Sarg und Charlie Chaplins Leiche – schon vor dem Altlinken Fritz Teufel wurden Berühmtheiten posthum zum Ziel krimineller Aktionen.

Berlin. Juristisch ist es eine Straftat, für Theologen gar ein Sakrileg: Die Störung der Totenruhe. Doch der gebürtige Schwabe Fritz Teufel, Mitbegründer der berüchtigten Kommune 1 in Berlin, ist nicht der erste Prominente, der mit seinen sterblichen Überresten für Schlagzeilen sorgt.

Die Leiche des Komikers Charlie Chaplin etwa stahlen Diebe 1978 samt Eichensarg. Nach dem Selbstmord der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof im Gefängnis Stuttgart-Stammheim wurde ihr Gehirn nicht mitbeerdigt, um es für wissenschaftliche Untersuchungen zu nutzen. Es wurde erst Jahrzehnte später eingeäschert und beigesetzt.

Teufels Urne verschwand am Dorotheenstädtischen Friedhof im Berlin-Mitte und tauchte am Grab von Studentenführer und Linken-Ikone Rudi Dutschke in Berlin-Dahlem wieder auf. In einem Schreiben freuten sich die Urheber über den "teuflischen Spaß". Der Urnen-Diebstahl war wohl ein makabrer Scherz der linken Szene und keine Grabschändung von politischen Gegnern. Teufels ehemaliger Kommunen-Mitbewohner Rainer Langhans hält es für möglich, dass der einstige politische Mitstreiter zu Lebzeiten die Aktion selbst in Auftrag gab. "Ihm ist so etwas zuzutrauen. Das ist sehr typisch für ihn", sagte er.

Nicht nur Kirchenvertreter können über die Aktion nicht lachen. "Ein Friedhof ist kein Ort für solche Späße. Das macht man nicht", sagt Detlef Rückert, Jurist und Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche in Berlin.

Filmstar Chaplin wurde diese Würde nicht zuteil, nachdem er am 27. Dezember 1977 in Corsier in der Schweiz beigesetzt worden war. Nach etwas mehr als zwei Monaten "entführten" Diebe den Eichensarg samt Leiche aus dem Grab. Sie wollten die Hinterbliebenen des Künstlers erpressen. Die Polizei beendete das makabre Treiben, sie fand den Sarg in einem Maisfeld.

Der tote Chaplin wurde zurückgebracht und diebstahlsicher unter einer schweren Grabplatte einbetoniert. Rund ein Jahr verschwunden blieb der Sarg des 2006 verstorbenen deutsch-österreichischen Milliardärs Friedrich Karl Flick.

Er wurde 2008 in Österreich gestohlen - wohl ebenfalls von Erpressern. Die Täter hatten eine mehrere Hundert Kilogramm schwere Granitplatte zur Seite gerückt und den Sarg wegtransportiert. Ende des Jahres 2009 tauchte der Sarg in Ungarn wieder auf, der tote Großindustrielle wurde ein zweites Mal beigesetzt. Angeblich hatte die Familie Flick entgegen ihren Beteuerungen Lösegeld bezahlt. Ob dies tatsächlich so war, ist bis heute nicht geklärt.

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