Gotteshaus ganz nah am Himmel

Vor 30 Jahren wurde die höchste Kirche in Deutschland auf der Zugspitze geweiht. Die Idee zur Kapelle auf 2700 Metern ist alt.

Garmisch-Patenkirchen. Sie hat manch schweren Sturm überstanden. Auch tagelanger Schneefall kann ihr nichts anhaben und bei gleißendem Sonnenlicht ist sie besonders schön anzuschauen — Deutschlands höchstgelegene Kirche trotzt seit 30 Jahren Wind und Wetter.

Mit einem Festgottesdienst wird am kommenden Sonntag das 30-jährige Bestehen der Kapelle „Maria Heimsuchung“ unterhalb der 2962 Meter hohen Zugspitze gefeiert.

Kein Geringerer als der heutige Papst Benedikt XVI. weihte das Gotteshaus auf dem Zugspitzplatt am 11. Oktober 1981. Damals war Joseph Ratzinger Erzbischof von München und Freising.

Bei gutem Wetter findet seitdem an jedem Sonntag zwischen Juni und Oktober ein katholischer und dienstags ein evangelischer Gottesdienst statt. Ökumene scheint in luftiger Höhe leichter zu funktionieren als weiter unten.

Die Idee einer Kapelle auf Deutschlands höchstem Berg war zu dem Zeitpunkt freilich schon ein halbes Jahrhundert alt. Bereits bei der Einweihungsfeier der Zugspitzbahn hieß es, man brauche für regelmäßige Gottesdienste in Gipfelnähe ein kleines Gotteshaus. Als es 50 Jahre später endlich so weit war, wurden mehrere Entwürfe für die Kapelle verworfen, bis schließlich ein elf mal acht Meter großes Halbrund entstand, ummauert mit Bruchsteinen von der Zugspitze.

Für den Bau des Kirchleins in 2700 Metern Höhe mussten mehr als 100 Kubikmeter Fels gesprengt werden, wie aus einem Büchlein über die Entstehung der Kapelle hervorgeht. 250 Hubschrauberflüge waren notwendig, um 150 000 Kilo Material vom Schneefernerhaus zur Baustelle zu bringen. Der Mittenwalder Bildhauer und Maler Sebastian Pfeffer besorgte die Innenausstattung der Kapelle mit einem Flügelaltar, der Szenen aus dem Leben Mariens darstellt.

Bei der Weihe predigte der damalige Kardinal Ratzinger: „Ich denke, diese Kapelle könnte helfen, hier wirklich Höhe zu finden, Sammlung, Abstand, Freiheit, Begegnung mit dem Schöpfer, Fähigkeit zum Stillewerden vor ihm, zur Besinnung und so zu neuer Einkehr im Gebet.“

Der langjährige Münchner Weihbischof Franz Dietl nennt es 30 Jahre später „eine wunderbare Tradition, dass wir auf den Gipfeln der Berge Kreuze haben und manchmal auch eine Kapelle oder Kirche“. Dahinter stehe der Gedanke, „dass wir auf den Bergen dem Himmel ein gutes Stück näher sind“. Dietl ist es auch, der den Jubiläumsgottesdienst am Sonntagmittag zelebriert.

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