Gibt es einen Gott? Wenn es einer weiß, dann Hawking

Der schwer kranke Astrophysiker gilt als Genie, das die großen Fragen der Menschheit beantworten kann. Am Sonntag wird er 70 Jahre alt.

London. Wenn Stephen Hawking etwas sagt, dann lauscht die Welt. Seit Jahren kann sich der schwer kranke Astrophysiker nur noch über einen Sprachcomputer mitteilen. Doch für die meisten sind seine Themen ohnehin kaum in Worte zu fassen: Gibt es einen Gott? Ist da Leben in den Weiten des Universums — und wenn ja, sollten wir Kontakt aufnehmen? Was auch immer Hawking dazu meint, wird diskutiert. Laut Ärzteprognosen sollte der Brite vor vielen Jahren an einer Muskelschwäche gestorben sein — am Sonntag wird er 70 Jahre alt.

„Ich bin der Ansicht, dass wir alle, nicht nur die theoretischen Physiker, gern wissen wollen, woher wir kommen“, kommentierte Hawking schon 1988 den Erfolg seines Bestsellers „Eine kurze Geschichte der Zeit“. Das Buch, in dem er physikalische Theorien zur Entwicklung des Universums beschreibt, machte ihn berühmt.

Seine Arbeit findet große Anerkennung, unter anderem hatte er 30 Jahre lang den berühmten Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik an der Universität Cambridge inne — und war damit ein Nachfolger Isaac Newtons.

Anfang der 70er Jahre sagte er voraus, dass Schwarze Löcher — riesige, extrem massereiche Objekte im Kosmos — Energie verlieren. In Anlehnung an Albert Einstein ist er auf der Suche nach einer Formel, mit der sich die widerstreitenden Theorien über Relativität und Quantenphysik zusammenfügen lassen.

Was Hawking so faszinierend macht, ist nicht nur seine Schwäche für die großen Fragen der Menschheit und der Wunsch, für sämtliche Phänomene eine fundierte Erklärung zu bekommen. Es ist auch die Symbolik: Er sitzt im Rollstuhl, sein Geist aber reist zu den Sternen. Er kann nicht mehr ohne Hilfe schreiben, nicht sprechen — aber mit dem Kopf ist er ständig auf der Überholspur. „Ich bin der Archetypus eines behinderten Genies“, beschrieb Hawking dieses Phänomen.

Nach der Schule studierte er Physik in Oxford, dann entschied er sich für ein Studium der Kosmologie in Cambridge. Er war Anfang 20, als Ärzte bei ihm die unheilbare Krankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) feststellten, die rasch sein Nervensystem zerstören werde. Drei Jahre gaben sie ihm noch.

Im Rekordtempo legte er eine wissenschaftliche Karriere hin, heiratete, gründete eine Familie. Aus seinem Privatleben ist wenig bekannt. Seine Ex-Frau Jane Hawking beschreibt ihn in einem Buch als Haustyrannen, den sie gelegentlich daran erinnern musste, dass er nicht Gott sei.

Mit einem Leben nach dem Tod rechne er nicht, sagte Hawking. „Ich sehe das Gehirn als einen Computer an, der aufhört zu arbeiten, wenn seine Einzelteile nicht mehr funktionieren. Es gibt kein Leben nach dem Tod für kaputte Computer; das ist ein Märchen für Leute, die Angst im Dunkeln haben.“

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