Gestohlene Stahlbügel waren nicht schuld am Archiv-Einsturz

Kölner Staatsanwaltschaft klagt beschuldigte Bauarbeiter nur wegen Diebstahls an. Die Bergung der Dokumente geht weiter.

Köln. Die Kölner Staatsanwaltschaft hat gestohlene Stahlbügel als Ursache für den Einsturz des Stadtarchivs im März 2009 ausgeschlossen. „Eine Baugefährdung hat nach Feststellung der Gutachter nicht vorgelegen“, sagte Oberstaatsanwalt Günther Feld am Dienstag. Bei dem Unglück waren zwei Menschen ums Leben gekommen. Der Großteil der Archivbestände wurde beschädigt.

Seit mehreren Monaten hatte die Kölner Staatsanwaltschaft gegen zwei am Bau beteiligte Personen ermittelt. Sie durchsuchte auch das Gelände eines Altmetall-Händlers. An der U-Bahn-Baustelle, an der das Stadtarchiv eingestürzt war, waren nach Erkenntnissen der Fahnder Stahlbügel entwendet worden. Der Einsturz könne dadurch aber nicht ausgelöst worden sein, ergaben nun die Ermittlungen.

Die Stahlbügel waren in einer frühen Bauphase zur Stabilisierung benötigt worden. Nachdem die extrem dicken Tunnelwände aus Beton gegossen worden waren, verloren sie ihre Funktion.

Die beiden Beschuldigten würden wegen Diebstahls angeklagt, sagte Feld. Ihnen konnte aber nur die Unterschlagung von Stahl im Wert von bis zu 4000 Euro nachgewiesen werden. Ob auch an anderen Bauplätzen für U-Bahn-Haltestellen in der Kölner Innenstadt Bügel entwendet worden seien, lasse sich nicht mehr feststellen: „Dann hätte man ja die fertigen Wände wieder einreißen müssen“, sagte Feld.

Die Arbeiten zur Bergung der Archivalien sind noch nicht abgeschlossen. „Wir sind zuversichtlich, dass Ende Januar 95 Prozent der verschütteten Archivalien geborgen sind und wir die Grube besenrein der Staatsanwaltschaft übergeben können“, sagt die Direktorin des Kölner Stadtarchivs, Bettina Schmidt-Czaia. Bisher konnten 90 Prozent der Archivgüter geborgen werden.

Anfang Januar werden die über die Feiertage ausgesetzten Arbeiten an der Einsturzstelle fortgesetzt. Zuerst werden Taucher in die Bergungsgrube hinabsteigen, um sperrige Regale und Bauschutt wegzuräumen und den einsturz relevanten Bereich in Augenschein zu nehmen. Wie schnell die Arbeiten abgeschlossen werden können, hängt auch vom Pegelstand des Rheins und von der Außentemperatur ab.

Vorangetrieben wird die Digitalisierung des Archivbestands. Im Frühjahr sollen so mehrere Millionen Dokumente im neuen digitalen Lesesaal am Heumarkt wieder zugänglich sein. „Die ersten Originale können wohl Ende 2011 im Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum in Porz wieder eingesehen werden. Dafür wird dort ein Lesesaal eingerichtet“, versprach Kölns Kulturdezernent Georg Quander. lnw/step

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