Gegenüberstellung: Das Für und Wider der Stolpersteine

<h3 style="text-align: center;">Pro: Eine VerbeugungBei den Stolpersteinen handelt es sich um eine einzigartige Form des Gedenkens am einstigen Wohnort der meist jüdischen Opfer.

Nicht an einer zentralen Stelle und damit anonym, sondern individuell und für jeden sichtbar. Dem Betrachter wird in Erinnerung gerufen, dass die deportierten Menschen dort gelebt haben, ein Teil der Gemeinschaft waren. Das Argument, man könne sie „mit Füßen treten“, überzeugt nicht. Fußgänger vermeiden es meist, auf einen Stolperstein zu treten. Außerdem: Wer die Schrift auf einem Stolperstein lesen möchte, beugt sich unwillkürlich nach vorne — was durchaus als Verbeugung vor den Opfern gesehen werden kann.

von Rolf Eckers: [email protected]

Während der Nazi-Zeit gehörte es zur antisemitischen Folklore, sich beim Stolpern zu beschweren, an der Stolperstelle liege wohl ein Jude begraben. Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, lehnt die „Stolpersteine“ Gunter Demnigs ab. Weil sie noch immer die Bilder der getretenen, gedemütigten, geschundenen Menschen und den am Boden kauernden Verletzten, Sterbenden oder bereits Toten vor Augen hat. Was für ein Andenken soll das sein, die Namen der Ermordeten uniform im Dreck der Straße zu verlegen, damit die biologischen oder geistigen Enkel der Täter sie erneut mit Füßen treten und über sie weggehen können?

von Ulli Tückmantel: ulli.tü[email protected]

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