Antrag im NRW-Landtag Englisch an Grundschulen streichen? Experten erteilen AfD eine Absage

Was sollen Kinder in der Grundschule lernen? Mit Sicherheit Englisch, sind sich Experten bei einer Anhörung im Landtag einig.

Antrag im NRW-Landtag: Englisch an Grundschulen streichen? Experten erteilen AfD eine Absage
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Düsseldorf. „Do you speak English?“ Wenn es nach der nordrhein-westfälischen AfD geht, bitte nicht all zu früh. Die rechtskonservative Fraktion im Düsseldorfer Landtag forderte jetzt in einem Antrag, den Englischunterricht in der Primarstufe ersatzlos zu streichen, um Fächer wie Deutsch und Mathematik dafür zu stärken. Aus ihrer Sicht überfordere der frühe Fremdsprachenerwerb die Kinder und habe lediglich den Effekt, dass die Schüler beim Wechsel in die Sekundarstufe I bei ihren Sprachkenntnissen im Fach Englisch wieder bei Null anfangen müssten. Am Mittwoch gab es zu diesem Thema im Düsseldorfer Landtag eine Anhörung von Sachverständigen, die der Idee der AfD unisono eine klare Absage erteilten.

So etwa Stefanie Frisch, Lehrbeauftragte für Didaktik des Englischen an der Bergischen Universität Wuppertal: „Der Englischunterricht in der Grundschule stellt die Anschlussfähigkeit des deutschen Bildungssystems an die durch Globalisierung und Internationalisierung geprägte Welt sicher“, befand Frisch in ihrer Stellungnahme. Auch berief sie sich auf Angaben des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat), nach denen im Jahr 2014 mehr als 18 Millionen Grundschüler in der EU mindestens eine Fremdsprache erlernten — und damit rund 84 Prozent dieser Jahrgangsstufe.

Darüber hinaus leiste der Englischunterricht in der Grundschule einen „unverzichtbaren Beitrag zur Erziehung zum Frieden und zur Völkerverständigung“. „Gerade in der gegenwärtigen Situation der Europäischen Union ist es wichtig, nicht nur eine gemeinsame Sprache zu sprechen, sondern auch Fähigkeiten zur kultursensiblen Aushandlung von Entscheidungen und Verträgen zu entwickeln“, so Frisch. Der AfD-Fraktionsvorsitzende Helmut Seifen, selbst Schulleiter eines Gymnasiums in Gronau, argumentierte, Kinder mit Migrationshintergrund könnten sich schwertun, mit Englisch quasi eine zweite Fremdsprache neben Deutsch erlernen zu müssen. Das Gegenteil sei der Fall, sagte Dorothea Schäfer, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) NRW: „Englisch ist keine Überforderung für Kinder mit anderer Muttersprache, denn der Englischunterricht ist dann für alle neu. Manchmal sind sie sogar besser als die deutschen Schüler und sie haben ein Erfolgserlebnis.“

Verbesserungsbedarf sieht die Expertenrunde bei der Gestaltung des Übergangs von der Grund- an die weiterführende Schule. So brauche es etwa mehr Binnendifferenzierung in der Sekundarstufe und einheitliche Standards für Lehrbuchverlage.

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