Frau Vorstand? Vorstandsfrau? Nein, Vorständin!

Auf den Einzug von Frauen in die Chefetagen ist die deutsche Sprache nicht vorbereitet. Der Duden gibt nun Antwort.

München. In jeder Firma gibt es den Techniker oder die Technikerin, den Personalchef oder die Personalchefin. Für weibliche Vorstände aber fehlen die Worte — obwohl sie längst keine Exotinnen mehr sind. Auf den Einzug der Frauen in die Vorstandsetagen der Konzerne ist die deutsche Sprache nicht vorbereitet. Frau Vorstand? Vorstandsfrau? Vorstandsmitglied? Mit dieser Unsicherheit ist wohl bald Schluss: Der Begriff „Vorständin“ ist auf dem Weg in den Duden. „Ich sehe gute Chancen, dass er aufgenommen wird“, sagt der Leiter der Duden-Redaktion, Werner Scholze-Stubenrecht.

Vor wenigen Jahren hat sich die Frage nach der Bezeichnung der weiblichen Vorstände nicht gestellt — weil es sie kaum gab. Inzwischen aber sitzen 15 weibliche Vorstandsmitglieder in den deutschen Dax-Konzernen. Deren Titulierung stellt Redenschreiber, Moderatoren oder Journalisten vor Probleme.

Die „Vorständin“ kommt in Firmen allerdings auch nicht gut an. „Vom Sprachgefühl zuckt man erstmal zusammen“, heißt es etwa bei einem Dax-Konzern. Auch Sprachschützer sehen die Überlegungen eher kritisch. „Es muss nicht krampfhaft versucht werden, neue Wörter für gesellschaftliche Entwicklungen zu finden“, sagt der Chefredakteur der Zeitschrift „Deutsche Sprachwelt“, Thomas Paulwitz. Er hält andere Funktionsbezeichnungen wie „Vorstand für Personal“ für besser geeignet. „Ein Wort für alle — das ist auch Gleichberechtigung“, sagt er.

Scholze-Stubenrecht sieht die Sorgen vor der Veränderung gelassen: „Sprache ist letztlich nur Gewohnheit.“ Auch der Begriff „Bundeskanzlerin“ sei vergleichsweise neu: Das Wort hat es erst in den Duden geschafft, als Angela Merkel bereits für das Amt kandidierte.

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