Flugchaos: Ansichten einer Gestrandeten

Die Lage im Flugraum über Europa bessert sich. Doch bis alle im Ausland gestrandeten Urlauber und Geschäftsreisenden wieder in die Heimat fliegen können, werden noch viele Tage vergehen. Jennifer Fortmann ist Mitarbeiterin von wz-newsline und sitzt wegen der Wolke aus Vulkanasche noch bis mindestens Montag in New York fest. Hier berichtet sie von ihrem Kampf um einen Rückflug.

New York City. Eine Aschewolke über Europa? In New York ist das ganz schön weit weg. "Mich wird das schon nicht betreffen" - das war der erste Gedanke, als die Nachricht vom Vulkanausbruch auf Island über den großen Teich schwappte. Inzwischen sind einige Tage vergangen und die Autorin dieser Zeilen weiß es besser. Wie tausende Deutsche ist sie gestrandet in Amerika. Und kann darüber schreiben, dass man auf der Suche nach einem Rückflug gute Nerven benötigt. Ein Erfahrungsbericht:

Drei Tage vor dem geplanten Flugtermin ist noch alles in Ordnung: Die Sonne scheint über dem Central Park, die Bäume blühen in allen möglichen Farben und während ich so durch die grüne Lunge New Yorks spaziere, denke ich: "Hoffentlich bleibt das Wetter die nächsten Tage so schön.” Wieder in der Wohnung in Harlem angekommen, erfahre ich übers Internet, dass ein Vulkan auf Island ausgebrochen ist. Noch völlig unbeeindruckt gehe ich schlafen, um am nächsten Morgen zu erfahren: Nichts geht mehr im Luftraum über Europa. Die Hoffnung: "Mein Flug geht ja erst in drei Tagen."

Doch ich kontrolliere immer öfter die aktuelle Situation und stelle mit Entsetzen fest, dass jeden Tag die Öffnung des Luftraums weiter verschoben wird. Die Airline, mit der ich fliege, lässt vermelden, erst vier Stunden vor Abflug werde bekannt gegeben, welche Flüge stattfinden. Ich klammere mich natürlich an diese Hoffnung, der Koffer steht fertig gepackt an der Tür und ich rede mir ein: "Bis jetzt hat sich das mit der Asche geregelt, mach dir keine Sorgen.”

Doch, nichts hat sich geregelt, über die Website einer Partnerairline erfahre ich, ein Flug, der meiner sein könnte, ist gestrichen worden - cancelled. Die Flugzeiten stimmen, aber die Flugnummer nicht. Mein erster Kontakt mit den Beratern meiner Fluggesellschaft steht an. Natürlich habe ich schon dreimal dort angerufen, ich bin nur nie durchgekommen. Ich habe E-Mails geschrieben, jedoch keine Antwort erhalten. Langsam ärgere ich mich über die wenigen Informationen.

Ich rufe also die Hotline an. Nachdem ich dreißig Minuten Warteschleifen-Musik ertragen habe, geht ein junger Mann ans Telefon und fragt, wie er mir helfen könne. Ich frage, ob mein Flug abgesagt wurde oder nicht. Er verweist auf die Website. Ich sage: "Dort steht nach wie vor, er würde stattfinden, auf der Seite ihrer Partnerfluglinie steht aber, er wäre abgesagt.” Er antwortet: "Ja, wenn Sie sagen, der wurde abgesagt, dann wurde er wohl abgesagt”. Ich versuche freundlich zu bleiben und sage: "Ich wüsste gerne von Ihnen, auf welche Information ich mich verlassen kann." Er sagt: "Einen Moment bitte” - und ich verbringe weitere zehn Minuten mit der netten Musik.

Danach eröffnet er mir stolz, ich bräuchte nicht zum Flughafen fahren, der Flug sei abgesagt. Er will sich schon verabschieden, als ich Ihn frage, wie es denn jetzt weiter geht. Seine Antwort ist wenig aufschlussreich: "Tja, wir können sie umbuchen, aber vor nächster Woche geht da nichts, weil die anderen Flüge noch nicht geplant sind.” Ich frage, ob ich dann besser noch abwarte, bis Ersatzflüge geplant sind, damit ich schneller wegkomme, da ich nur einmal kostenfrei umbuchen kann. Er sagt ja und legt auf.

Wenig später fliegen die ersten Maschinen meiner Airline nach Europa, und ich denke, morgen werden sie ja dann wissen, wie ich zurück kommen kann. Die wissen ja, dass ich auf einen Flug warte. Am nächsten Morgen rufe ich erneut an, und die freundliche Frau erklärt mir, ich solle den nächstbesten Flug nehmen, der mir angeboten wird - sonst wäre ich noch ewig in New York. Keine guten Neuigkeiten, aber wenigstens eine klare Information. Ich frage, ob denn nicht mehr Flieger eingesetzt werden, um die gestrandeten Passagiere nach Hause zu bringen. Sie antwortet: "Wir tun alles, was wir können", und bucht mich auf einen regulären Flug am Montag.

Das heißt dann wohl: Keine Extra-Maschinen für die wartenden Kunden. Vor dem Auflegen noch der Hinweis, dass sie natürlich keine Garantie geben kann, dass der Flug Montag stattfindet, aber dann könne ich ja wieder umbuchen. Und auf meine Gegenfrage, wann das wohl feststeht, antwortet sie freundlich: "We don't know” - sie wissen es nicht.

Nach dem Gespräch wundere ich mich, dass keiner gefragt hat, wo ich eigentlich die Woche verbringen werde. Ich halte den Beratern zu Gute, dass ich auch nicht danach gefragt habe. Allerdings muss ich feststellen, dass ich ziemlich auf mich alleine gestellt bin, was die Informationen zu meiner Situation angeht. Mir bleibt nun noch eine Woche New York - und die Hoffnung, am Montag wieder nach Hause zu fliegen.

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