Fliegen verboten - Verkehr verkehrt in NRW

Düsseldorf. Die Aschewolke aus dem isländischen Vulkanhat auch in Nordrhein-Westfalen den Verkehr aus den gewohnten Bahnenbefördert. Keine Flüge mehr bedeutete am Wochenende nicht nur gähnendleere Flughäfen, sondern auch: Gedränge auf Bahnhöfen, Umplanen mitMietautos, ausgefallenen Fernurlaub, eventuell eine längere Taxifahrt -und Ruhe vor Fluglärm etwa an den Einflugschneisen der großen AirportsDüsseldorf und Köln/Bonn.



Der gesperrte Luftraum sorgte für deutlich mehr Andrang bei der Bahn.Gestrandete Fluggäste versuchten, über die Schiene ans Ziel zu kommen.Taxifahrer fuhren verzweifelte Reisende aus Düsseldorf teils bis nachIstanbul, Stockholm oder Budapest. Auch das Interesse anFahrgemeinschaften stieg deutlich.

Mehr als 1500 Flüge wurden allein von Düsseldorf International,Nordrhein-Westfalens größtem Flughafen, abgesagt. Davon waren bisSonntag rund 152 000 Passagiere betroffen, wie ein Sprecher desFlughafens berichtete. In Köln/Bonn konnten 672 Flüge nicht wie geplantstarten und landen.

Die Deutsche Flugsicherung hatte den Luftraum über ganz Deutschlandseit Freitag 3.30 Uhr gesperrt. Schon am Samstag waren beide Flughäfendeshalb nahezu ausgestorben und nur noch wenige Menschen machten sichdie Mühe, vor Ort ihre Reisen zu stornieren oder umzubuchen.

Im Zugverkehr in Nordrhein-Westfalen kam es trotz zusätzlicherPassagiere zu keinen größeren Zwischenfällen. Nur am Samstagmorgenmussten 120 Reisende in Köln von einem überfüllten Zug in Busse zurWeiterfahrt nach Brüssel umsteigen. Von dort aus startet der SchnellzugEurostar nach Paris oder London. Wie ein Sprecher der Deutschen Bahnaus Düsseldorf mitteilte, war am Wochenende zwar mehr Personal imEinsatz als üblich. Sonderzüge wurden aber nicht eingesetzt.

„Wenn Sie sich beim Skilaufen ein Bein brechen, können Sie auch nichtgleich am nächsten Tag irgendwo sein“, bleibt Andrea Blaum ausMeerbusch (Kreis Neuss) im Düsseldorfer Hauptbahnhof lockerer als vieleihrer Mitwartenden. Die Neusserin hat die Nummer 1553 gezogen. AufMonitoren über den Köpfen der Menge blinkt gerade die Nummer 1365. Fast200 Menschen sind an diesem Samstagnachmittag vor ihr dran sind. IhrZiel: ein Ticket für ihren Sohn für den jetzt überaus begehrtenEurostar von Brüssel nach London.

Am Flughafen Düsseldorf baten gestrandete Fluggäste vereinzeltTaxifahrer, sie zu entfernten Städten wie Madrid, Mailand oder Istanbulzu fahren. „Viele Leute hatten einfach keine Lust mehr zu warten“,berichtet Taxifahrer Mehmet Oruc. Bei einem Kilometergeld von 1,70 Eurozahlten Fahrgäste bisweilen mehrere Tausend Euro, um an ihr Ziel zukommen.

Wie die Mitfahrzentrale auf ihrer Homepage mitteilte, stieg auch auchdas Interesse an Fahrgemeinschaften seit Freitag um 30 Prozent. LautMartin Buske, Geschäftsführer der Mitfahrzentrale.de, war die Situationvergleichbar mit dem Verkehrschaos nach dem Orkan Kyrill vor einigenJahren. „Damals machte die Einstellung des Bahnverkehrs viele Reisendezu Mitfahrern.“

In Lohausen, dem Düsseldorfer Flughafen-Stadtteil, freuten sich dieBewohner indes über die plötzliche Stille am Himmel. „Das ist totalsuper, wenn es so ruhig ist“, genoss Julia Bloch die ungewohnteSituation. Sie wohnt direkt unter der Einflugschneise. „Es wäre schön,wenn das so bleibt. Der Fluglärm ist sonst schon sehr belästigend.“

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