Fleischskandal: Kann man dem Braten trauen?

1400 Tonnen verdächtiges Fleisch aus Irland sind nach NRW gelangt. Experten sehen keine akute Gefahr.

Düsseldorf. Wer derzeit Festbraten kauft, ist verunsichert. Ist giftiges Schweinefleisch aus Irland nach Deutschland gekommen? Eines ist sicher: Irisches Schweinefleisch hat Deutschland erreicht. Es wurde nach Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein geliefert.

Noch wird geprüft, inwieweit es auch belastet ist. Aber selbst wenn das der Fall wäre: Experten geben Entwarnung - zumindest derzeit. "Eine akute Gesundheitsgefährdung gibt es sicher nicht", sagt der Sprecher des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Jochen Heimberg.

Weil sich das krebserregende Dioxin im Fettgewebe anreichert und der Körper auch Dioxin etwa aus der Luft aufnimmt, seien allerdings langfristig gesundheitliche Folgen nicht ausgeschlossen. Die irischen Behörden haben inzwischen den Export von Schweinefleisch gestoppt.

Der letzte Fleischskandal in Deutschland liegt schon einige Monate zurück. Damals ging es um Gammelfleisch. Und jetzt platzte mitten in die Vorweihnachtszeit am zweiten Advent die Nachricht, dass Irland Schweinefleisch zurückruft.

Der Grund: In Tierfutter waren Hinweise auf die dioxinähnlichen PCB (Polychlorierte Biphenyle) entdeckt worden. Der Höchstwert wurde deutlich überschritten. In Deutschland ist der Einsatz dieser Stoffe seit 1989 verboten.

Vor Supermärkten in Irland bildeten sich Schlangen von Kunden, die Schweinefleisch-Produkte zurückbrachten. Gesundheitsexperten beschwichtigen die besorgten Kunden.

"Man müsste Produkte mit diesem Verschmutzungsgrad schon 40 Jahre lang essen, bevor sich überhaupt ein Krankheitssymptom zeigt", sagt FSAI-Sprecher Alan Reilly.

Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) will Panik vermeiden. Ihr Haus verweist darauf, dass zunächst geprüft wird, ob das Schweinefleisch aus Irland auch Dioxin enthält.

Rund 2000 Tonnen sind es, die im relevanten Zeitraum seit 1. September von der grünen Insel nach Deutschland exportiert wurden. Pro Jahr werden bundesweit allerdings fast 4,6 Millionen Tonnen Schweinefleisch verbraucht.

Bis zu 1400 Tonnen möglicherweise Dioxin-verseuchtes Schweinefleisch aus Irland sind in den vergangenen Monaten nach NRW gelangt. Betroffen sind nach Informationen der Landesanstalt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) vier Zerlegebetriebe oder Fleischverarbeiter in den Kreisen Borken (2), Gütersloh sowie im Rhein-Erft-Kreis.

"In einigen Fällen ist allerdings noch unklar, ob das angelieferte Schweinefleisch tatsächlich von den betroffenen Höfen in Irland stammt", sagte eine Lanuv-Sprecherin am Montag.

Deutschlands größter Schweineschlachtbetrieb Tönnies aus Rheda-Wiedenbrück teilte in einer Erklärung mit, im fraglichen Zeitraum seien rund 460 Tonnen Schweinefleisch aus Irland zerlegt und an Fleischwarenproduzenten weitergeliefert worden.

Bei eigenen Produkten, die direkt in den Einzelhandel gelangten, sei kein irisches Fleisch verarbeitet worden. Die Prüfung, ob im Auftrag zerlegtes Fleisch aus den betroffenen irischen Betrieben stamme, stehe noch aus, da die entsprechenden Listen der irischen Behörden noch fehlten, teilte Tönnies weiter mit.

Bei den anderen Betrieben baten die Behörden um Zurückhaltung bei der Namensnennung. Bei einem Zerlegebetrieb im Kreis Borken sei am Montag irisches Fleisch beschlagnahmt worden, die Ergebnisse der Untersuchungen lägen aber erst in den nächsten Tagen vor, sagte die Lanuv-Sprecherin weiter.

Beide Borkener Betriebe hatten sich von sich aus bereits am Sonntag bei den Behörden gemeldet.

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