Festnahme: Beinahe-Katastrophe in Ennepetal

Ganz unabhängig von Winnenden soll ein 17-Jähriger Gymnasiast in Ennepetal einen Amoklauf geplant haben.

Ennepetal. Zufall oder nicht, dass die Festnahme einen Tag nach dem Amoklauf von Winnenden stattfand: Fest steht laut Polizei, ein 17-jähriger Schüler des Reichenbach-Gymnasiums in Ennepetal hat sich intensiv mit den Möglichkeiten zum Bomben-Bau beschäftigt.

Bereits am Donnerstag wurde er aus dem Unterricht gerufen und von Polizeibeamten abgeführt. Gegenüber Mitschülern soll er angekündigt haben, er wolle die Schule am 20. April in die Luft sprengen.

Dietmar Trust, Sprecher der Kreispolizei des Ennepe-Ruhr-Kreises, sagte gestern mit Blick auf die Ereignisse in Winnenden: "Vielleicht hat uns das noch ein bisschen mehr sensibilisiert, aber die Ermittlungen liefen ganz unabhängig von dem schrecklichen Fall in Baden-Württemberg."

Der Polizei gegenüber sprach der Schüler von einem "Scherz". Doch das Lachen verging den Beamten spätestens, als sie nach der Festnahme das Zimmer des Zwölftklässlers in der elterlichen Wohnung in Schwelm durchsuchten.

Neben einem guten Dutzend Hieb- und Stichwaffen, vom Samurai-Schwert über Deko-Dolche bis hin zur Armbrust, fanden sich dort in einem Koffer verschiedene Chemikalien wie Schwarzpulver, Glycerin und Salzsäure, die bei entsprechender Kenntnis durchaus zum Bau einer Bombe hätten dienen können. Eine Anleitung zum Bombenbau wurde dann auch auf einem Datenstick gefunden.

Dass die kleine Stadt Ennepetal - bekannt durch die Kluterthöhle, die größte Natursteinhöhle Deutschlands - ihren Bekanntheitsgrad auf traurige Weise steigern würde, machte das große Medienaufgebot deutlich, als die Kreispolizei mit dem Landrat an der Spitze am Freitag ihre Ermittlungsergebnisse bekanntgab.

Am Montag hatte sich die Mutter einer Mit-Schülerin bei der Polizei gemeldet und Hinweise darauf gegeben, dass der 17-Jährige für den 20. April eine Amoktat angekündigt hatte. "Wir erhalten immer wieder derartige Hinweise und gehen allen nach, aber meist ist schnell klar, dass da nichts dran ist", sagte Dietmar Trust. In diesem Fall war das anders. Mitschüler bestätigten die Aussage.

Der 20. April hat als der 120. Geburtstag von Adolf Hitler und der zehnte Jahrestag des Massakers an der Columbine Highschool in Littleton, als zwölf Schüler und ein Lehrer von zwei Jugendlichen getötet wurden, traurige Berühmtheit.

Zudem stellte sich heraus, dass der 17-Jährige im Internet der Schule eine Seite mit Informationen zum Sprengkörperbau besucht hatte. Dass er 2007 wegen der Bedrohung eines Lehrers schon einmal in psychiatrischer Behandlung gewesen war - wie der Attentäter von Winnenden -, gab dann den letzten Ausschlag für die schnelle Festnahme.

Seine Eltern versicherten der Polizei, sie hätten von den Aktivitäten ihres Sohnes nichts gewusst. "Sie zeigten sich sehr überrascht", sagte Dietmar Trust. Nähere Informationen zum Umfeld des Jungen gab er nicht.

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