Fahrraddiebstähle Fahrraddiebe werden fast nie gefasst

Die Polizei rät, bei Fahrrad-Diebstählen auf jeden Fall Anzeige zu erstatten. Allerdings werden nur 7,25 Prozent der Fälle aufgeklärt.

Fahrraddiebstähle: Fahrraddiebe werden fast nie gefasst
Foto: dpa

Düsseldorf. Vielen Radlern in NRW ist es schon einmal passiert: Einmal das Fahrrad nicht richtig abgeschlossen oder unbeaufsichtigt im Hausflur abgestellt — und schon war das gute Stück verschwunden. Das Credo „Gelegenheit macht Diebe“ greift wohl bei kaum einem Deliktbereich so stark wie bei Fahrraddiebstählen. Die Täter schlagen spontan zu und sind zum Teil bandenmäßig organisiert. Oft schaffen die Diebe ihre Beute mit professioneller Logistik ins Ausland, um sie dort gewinnbringend weiterzuverkaufen, oder zerlegen die Fahrräder gleich systematisch, um aus dem Verkauf der Einzelteile Profit zu schlagen.

Die gute Nachricht: Seit 2008 ist die Zahl der polizeilich gemeldeten Fahrraddiebstähle unter die 100.000er-Marke gesunken. 80 689 Fälle haben die Polizeibehörden landesweit im vergangenen Jahr erfasst — 3181 Fälle weniger als im Vorjahr 2015. Die schlechte Nachricht: Bestohlene Bürger haben bei einer Aufklärungsquote von 7,25 Prozent im Jahr 2016 eher geringe Chancen, dass der Täter gefasst wird und die schmerzlich vermisste „Fietse“ wieder auftaucht.

Die Polizei und die Opferschutz-Organisation Weißer Ring appellieren deshalb an Fahrradbesitzer, es durch entsprechende Sicherheitsvorkehrungen gar nicht erst zu einem Diebstahl kommen zu lassen. „Zwar gibt es keinen hundertprozentigen Schutz vor Straftaten, allerdings kann angemessenes Verhalten viel dazu beitragen, das Risiko zumindest zu verkleinern“, sagt Bianca Biwer vom Weißen Ring. Der Verein rät, das eigene Fahrrad auch bei nur kurzen Stopps mit einem Schloss zu sichern und es an einem unverrückbaren Gegenstand anzuschließen.

Wie gut ein Fahrradschloss schützen kann, hängt von seiner Qualität ab. Experten empfehlen massive und dicke Bügel- oder Panzerkabelschlösser als wirksames Instrument. Zusätzlich haben sie auf Diebe eine abschreckende Wirkung: Je stabiler das Schloss, desto länger dauert dessen Aufbruch - und desto höher das Risiko für die Täter, bei ihrem kriminellen Treiben entdeckt zu werden. Die Polizeibehörden in NRW gehen derweil unterschiedliche Wege, um das Problem in den Griff zu bekommen. In der Fahrrad-Hauptstadt Münster macht der Polizei das Phänomen erwartbar zu schaffen - auf 310 000 Einwohner kommen dort rund 600 000 „Leezen“, wie der Münsteraner sein geliebtes Fortbewegungsmittel nennt.

Neben den Banden und Gelegenheitsdieben tauchten allerdings auch fingierte Fahrraddiebstähle als Fälle von Versicherungsbetrug in der Kriminalstatistik auf.

Bürger können sich in Münster in einer Fahrradhalter-Datei registrieren lassen. Idealerweise liegt darin bereits ein Abschreckungseffekt für die Täter, dass das Fahrrad polizeilich gemeldet ist. Wenn es im Falle eines Diebstahls dann wieder auftauchen sollte, können die Beamten es seinem Besitzer mühelos zuordnen.

Auch die Polizei Köln ist in Sachen Fahrraddiebstähle leidgeprüft und setzt verstärkt auf Beratung und Prävention. Lutz Flaßnöcker von der Polizei Köln beklagt außerdem, dass viele Fahrraddiebstähle gar nicht erst auf dem Radar der Behörden erscheinen, daOpfer von Fahrraddiebstählen häufig auf eine Anzeige verzichten. „Oft erstatten Bürger aus Bequemlichkeit keine Anzeige, oder weil sie sich keinen Erfolg davon versprechen. Wir können natürlich nur Straftaten aufklären, die uns auch gemeldet werden.“

Und manchmal kann die Polizei mit der Unterstützung aufmerksamer Bürger den Tätern dann doch das Handwerk legen, wie ein Fall aus Köln beweist. Im April beobachtete ein Anwohner zwei Diebe dabei, wie sie offenbar gestohlenen Fahrräder in einen Kleintransporter luden und verständigte die Polizei. Eine Streife stoppte das Fahrzeug und stellte 26 Fahrräder sicher — einige davon konnten anhand der Rahmennummern ihren Besitzern zugeordnet werden.

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