Aufnahmen von Kindesmissbrauch Fahndung führt zu mutmaßlichem Sextäter am Niederrhein

Krefeld (dpa) - Mit einer bundesweiten Öffentlichkeitsfahndung haben Ermittler einen mutmaßlichen Sexualstraftäter ausfindig gemacht, der Tausende Aufnahmen von Kindesmissbrauch verbreitet haben soll.

Aufnahmen von Kindesmissbrauch: Fahndung führt zu mutmaßlichem Sextäter am Niederrhein
Foto: dpa

Der 45-Jährige aus Viersen am Niederrhein soll zwei Jungen mehrfach missbraucht und 3800 Bilder und Videos davon im Internet veröffentlicht haben. In der Nacht zum Dienstag sei der Mann in einem Hotel in Krefeld festgenommen worden, teilte die zuständige Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main mit.

Auf den Bildern und Videos sei der schwere sexuelle Missbrauch von zwei etwa sieben und zehn Jahre alten Jungen zu sehen. Mindestens zwölf Fälle von Kindesmissbrauch in einer Dachgeschosswohnung ließen sich unterscheiden, teilten die Ermittler mit.

Die Aufnahmen waren vermutlich seit Oktober 2014 gefertigt worden und wurden im Dezember 2017 auf einer kinderpornografischen Plattform im sogenannten Darknet veröffentlicht, einem verborgenen Bereich des Internets, der anonym genutzt wird. Hinweise auf weitere Opfer gebe es nicht, sagte Oberstaatsanwalt Alexander Badle.

Zunächst schlugen alle Versuche der Ermittler fehl, den Sexualstraftäter auf den Bildern und Videos zu identifizieren. Auch die Opfer und den Tatort konnten die Ermittler nicht bestimmen. Am Montag entschieden sie sich deshalb, Fotos des Mannes zu veröffentlichen.

Sehr schnell seien beim Bundeskriminalamt zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Dadurch habe man den 45-jährigen Deutschen identifizieren können. Noch am Montag sei seine Wohnung in Viersen durchsucht worden. Dabei seien elektronische Datenträger sichergestellt worden - von dem Verdächtigen fehlte allerdings jede Spur.

Eine umgehend eingeleitete Fahndung habe schließlich zu einem Hotel im 20 Kilometer entfernten Krefeld geführt, hieß es. Dort sei der Mann in der Nacht zum Dienstag um 2.45 Uhr festgenommen worden. Widerstand habe er nicht geleistet. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung über die Umstände der Festnahme berichtet.

Weitere Angaben zu dem 45-Jährigen machten die Ermittler nicht. Man stehe nicht mehr am Anfang der Ermittlungen, aber auch nicht am Ende, sagte Badle. Noch am Dienstag soll der Mann einem Haftrichter vorgeführt werden. Der Vorwurf: Schwerer sexueller Missbrauch von Kindern sowie die Herstellung von kinderpornografischen Schriften.

Dass die Ermittler öffentlich mit Fotos und detaillierten persönlichen Angaben nach einem Straftäter suchen, ist an enge Voraussetzungen geknüpft. Der Verdächtige muss einer „Straftat von erheblicher Bedeutung“ beschuldigt werden. Außerdem muss gesichert sein, dass sein Aufenthaltsort nicht über eine verdeckte Ermittlung in Datensystemen der Polizei ausfindig gemacht werden kann.

Laut Strafprozessordnung muss in der Regel ein Richter oder die Staatsanwaltschaft eine Öffentlichkeitsfahndung anordnen. Häufig werden dann Name, Foto und persönliche Angaben des Gesuchten über die Medien verbreitet. Die Ermittler erhoffen sich Hinweise aus der Bevölkerung, sehen den Schritt aber auch als Druckmittel, um den Beschuldigten in die Enge zu treiben.

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