Phänomen Facebook-Postings: Internet feiert die Polizei Hagen

Düsseldorf „Schämt Euch, ihr Gaffer!

“ Mit dieser Facebook-Schelte hat die Polizei Hagen vor einem Monat den Nerv vieler Menschen getroffen. Wenn der Bundesrat an diesem Freitag über ein Gesetz berät, die das Fotografieren und Filmen wehrloser Unfallopfer unter Strafe stellt, denn geht es dabei um genau solche Ereignisse wie in Hagen.

Ein zehnjähriges Mädchen war dort von einem Auto angefahren und schwer verletzt worden. Hunderte zückten daraufhin ihre Smartphones und fotografierten das Kind, das auf der Fahrbahn lag. „Das ging so weit, dass Kollegen dazu aufgefordert worden sind, doch mal bitte zur Seite zur treten, damit sie den Blick auf die Unfallstelle nicht verdecken“, erinnert sich Polizeisprecher Tino Schäfer.

Er und seine Kollegen formulierten den Facebook-Aufruf: „Wir haben im Einsatz echt was Besseres zu tun, als uns auch noch um Euch zu kümmern“, hieß es dort. „Ihr solltet euch was schämen.“ Der Beitrag wurde mehr als 50 000 Mal geteilt.

„Dass weiterhin gegafft wird, kann man mit einem Facebook-Beitrag natürlich nicht verhindern“, sagt Schäfer. „Nichtsdestotrotz hat das Thema viele Menschen erreicht und stand öffentlich zur Diskussion.“ Es dürfe nicht sein, dass Gaffer sich auf Kosten der Opfer profilieren, nur um zu zeigen: „Schaut her, ich war dabei!“

Das "Schämt euch" -Posting sorgte aber nicht nur für Kritik an Gaffern: Ein unbekannter Spender hat der Polizei einen Brief geschrieben: Er bedankt sich für die "tolle Arbeit" von Polizei und Rettungskräften und lobt auch die Facebook-Aktion. Dazu hat er 20 Euro gelegt, die die Polizisten an das Mädchen weiterleiten sollten, "damit sich das Mädchen eine kleine Freude machen kann." Die Polizisten legten der zehnjährigen Tülin auch noch einen Polizeiteddybären dazu.

Die Polizei Hagen ist nicht erst seit dem Gaffer-Posting eine der bekanntesten Behörden im Internet: Regelmäßig geben die Polizisten hilfreiche Tipps oder kritisieren Fehlverhalten. So machte bereits im Oktober 2015 ein Posting die Runde, das Eltern davor warnt, sorglos Bilder ihrer Kinder hochzuladen. 275.816 Facebook-Nutzer haben diesen Beitrag mit ihren Freunden geteilt, über 4.900 Leute schalteten sich in die Diskussion ein. "P.S. Die 20 Euro sind direkt in Tülins Spardose gewandert."

Pünktlich zur heißen Sommerzeit posteten die Polizisten noch ein Bild von einem Hund und Baby: "Liebe Autofahrer, bitte lasst uns nicht im heißen Auto zurück" beginnt der Beitrag über überhitzte Autos.

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