El Kaida bedroht Oktoberfest

Polizei sperrt Straßen ums Wiesn-Gelände. Besucher finden Kontrollen „beruhigend“.

München. Der Rucksack sieht schwer und prall gefüllt aus - das weckt das Interesse des Polizisten. Der Besucher aus Japan öffnet das Gepäckstück. Zum Vorschein kommt aber lediglich ein Maßkrug. Der Mann darf weiterziehen. Gestohlene Maßkrüge interessieren die Beamten nicht.

Nach den Drohungen des Terror-Netzwerks El Kaida haben die Behörden die Sicherheitsmaßnahmen um das Münchner Oktoberfest massiv verschärft: Die Zufahrtstraßen sind abgesperrt - mit dem Auto kommen nur noch Wiesn-Lieferanten und Anwohner in den Sicherheitsgürtel. Seit dem Wochenende gilt über dem größten Volksfest der Welt ein Flugverbot.

Zuletzt wurde in zwei islamistischen Droh-Videos auf das Münchner Oktoberfest angespielt. "Die Zeit ist für Deutschland reif, endlich zu begreifen, das Afghanistan nicht das 17.Bundesland ist und auch nicht ein Bierzelt, um dort das ganze Jahr Oktoberfest zu feiern", sagt der mutmaßliche El-Kaida-Terrorist Bekkay Harrach in dem Drohvideo, das am 18. September aufgetaucht war. Ziehe Deutschland nicht sofort seine Truppen aus Afghanistan ab, drohe nach der Bundestagswahl ein "böses Erwachen", so der Deutsch-Marokkaner.

Zwei in München lebende mutmaßliche Islamisten, die früher Kontakt zu Bekkay Harrach hatten, sind am Montag vorbeugend in Polizeigewahrsam genommen worden. Sie kommen erst nach dem Ende des Oktoberfests am Sonntag wieder auf freien Fuß. Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU) betont aber: Es gibt bisher keinerlei Hinweise auf konkrete Anschlagspläne. Für Panik bestehe kein Grund.

Die Wiesn-Besucher nehmen die Kontrollen ohnehin gelassen. "Ich habe das nur am Rande registriert", sagt Karina. Ein Besucher wird mit seinem sechsjährigen Sohn kontrolliert. "Ich war überrascht, dass ich auffällig war", sagt er. "Ich finde aber gut, dass sie das machen - das ist ein beruhigendes Gefühl."

Verdächtige Gegenstände seien bisher nicht sichergestellt worden, sagt Polizeisprecher Gottfried Schlicht. Allerdings laufen zahllose Menschen unkontrolliert an den Checkpoints vorbei. Mehr als Stichproben sind bei dem Ansturm von Hunderttausenden von Besuchern täglich nicht zu machen.

"Wir gehen heute Abend rüber", sagt der Unternehmensberater Michael Klosin. "Ich kann mir nicht vorstellen, das etwas passiert." Das haben aber wahrscheinlich auch die 13 Menschen gedacht, die bei dem Anschlag am Abend des 26. September 1980 gestorben sind.

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