Eispanzer für die neue U-Bahn in Düsseldorf

Mit einer Leistung, wie sie 2000 Kühlschränke erbringen, wird der Grund unter dem Kaufhof an der Kö in Düsseldorf vereist.

Düsseldorf. Eisige Zeiten herrschen bald an der Luxusmeile Königsallee. Direkt unter dem Kaufhof schaffen Bauingenieure einen 75 Meter langen Eispanzer. In dessen Schutz wird eine neue U-Bahn-Station gebaut. Das ungewöhnliche Verfahren wird angewendet, um den baustellengeplagten Düsseldorfern nicht noch mehr zuzumuten: „Die alternative Bauweise hätte bedeutet, dass wir auf allen vier Seiten des Kaufhofs Baustellen gehabt hätten“, erklärt Projektleiter Gerd Wittkötter.

Nun kommt man mit einem Start- und einem Zielschacht aus. Diese reichen gut 20 Meter in den Boden. Dort werden die Gefrierrohre horizontal in den Boden unter dem Kaufhaus getrieben. Insgesamt sind es 120, die einen Kreis bilden. In wenigen Tagen beginnen die Arbeiter damit, die Kühlflüssigkeit mit einer Temperatur von minus 35 Grad in die Rohre einzuleiten, damit der gesamte Boden drumherum zufriert. Die Kälteleistung (1200 Kilowatt) entspricht in etwa der von 2000 Kühlschränken.

Ist alles zugefroren, wird der Hohlraum innerhalb des Eispanzers ausgebaggert. Das Eis bietet dabei doppelten Schutz: Es stützt das mehr als 100 Jahre alte Kaufhaus — und schirmt gleichzeitig das Grundwasser ab. Gebaut wird dort die Erweiterung des zentralen U-Bahnhofs Heinrich-Heine-Allee.

Hintergrund: An dieser Stelle kreuzen sich der bisherige und der neue U-Bahntunnel. Dabei bereitet die vermeintlich kluge Voraussicht der damaligen Verkehrsplaner den heutigen Architekten Probleme. Denn als in den 80er Jahren die erste Düsseldorfer U-Bahn gebaut wurde, legte man unterhalb der jetzigen Station Heine-Allee auch ein Kreuzungsbauwerk an. Es ist 150 Meter lang und sollte den Nachfahren den Bau der damals schon geplanten Wehrhahn-Linie erleichtern.

Doch das Gegenteil ist der Fall: Anders als damals baut man U-Bahntunnel nicht mehr in offener Bauweise, sondern mit einer großen Bohrmaschine. Weil das Kreuzungsbauwerk aus den 80ern im Weg war, musste die 65 Meter lange Maschine beim Bau der Wehrhahn-Linie kurz vor dem Kaufhof aus dem Boden geholt — und kurz dahinter aufwändig wieder eingesetzt werden. Das fehlende Stück unter dem Warenhaus (siehe Grafik oben) stellt den Anschluss her.

Dass der Kaufhof keinen Schaden dabei nimmt, wird ständig überwacht: Im und am Gebäude gibt es mehr als 800 Mess-Stellen. „Sollte sich das Haus nur um Millimeter bewegen, wird das sofort registriert“, sagt Wittkötter. Die Vereisungsmethode wird übrigens nicht das erste Mal angewendet: Schon beim Bau von U-Bahnhöfen in Berlin (Brandenburger Tor) und München hat sie sich bewährt.

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