Erdbeben in Nepal Düsseldorfer Patenkind: „Schule schwankte wie Bambusrohr“

In Kathmandu steht eine Partnerschule einer Schule in Düsseldorf. Ihre Wände haben nach dem Erdbeben Risse, die Computer sind kaputt. „Es war so eine schreckliche Erfahrung“, erzählt ein Schüler.

Die Erdbeben haben massive Zerstörungen in Karhmandu und der Region um die nepalesische Hauptstadt angerichtet. Täglich steigen die Opferzahlen.

Die Erdbeben haben massive Zerstörungen in Karhmandu und der Region um die nepalesische Hauptstadt angerichtet. Täglich steigen die Opferzahlen.

Foto: Narendra Shrestha

Kathmandu. Überall sind Bücher aus den Regalen gefallen und liegen auf dem Boden verstreut in der Bright Future School, der Partnerschule der Dieter-Forte-Gesamtschule in Düsseldorf. Das schwere Erdbeben hat das siebenstöckige Gebäude in Nepals Hauptstadt Kathmandu stark getroffen. In jedem einzelnen Klassenzimmer haben die Wände Risse. Fenster sind zerborsten, Ziegelsteine liegen auf den Tischen. Die Schüler hatten Glück - am unheilvollen Samstag mussten sie nicht zum Unterricht.

„Ich lebe ganz in der Nähe der Schule“, erzählt der 15-jährige Raj Kumar Bhandari, der in die neunte Klasse der Bright Future School geht. Er habe gerade mit seinen Freunden Fußball gespielt, als die Erde zu rumoren begann. „Ich hatte so große Angst. Ich sah, wie die Wände um mich herum umfielen“, erinnert er sich. „Die Schule zitterte, dann schwankte sie nach rechts und links, wie ein Bambusrohr. Wir haben uns auf den Boden gesetzt.“

Bhandari wird wie viele andere Schüler von der deutschen Organisation Freundeskreis Nepal unterstützt - für rund 300 der etwa 1200 nepalesischen Kinder haben Lehrern und Eltern in Deutschland Patenschaften übernommen. Erst zu Ostern war die Schulleiterin der Dieter-Forte-Gesamtschule, Margret Rössler, mit weiteren Lehrern dort. Sie besprachen Details über einen erstmaligen Schüleraustausch.

„Wir müssen die Wände komplett ab- und dann wieder aufbauen“, sagt der Schulleiter der Bright Future School, Mohan Karki. Das könne zwei Monate dauern. Die Struktur des Gebäudes und die Pfeiler, das Fundament und das Dach aber seien intakt. „Ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn das ein normaler Schultag gewesen wäre“, sagte der 48-Jährige. „Das Gebäude ist zwar stehengeblieben, doch das Chaos und die Panik wäre zu viel für die Schüler gewesen.“

Karki versichert, er werde alles tun, damit im September erstmals deutsche Schüler in seine Schule kommen können. „Wir werden die Schule nicht wieder in Betrieb nehmen, bis sie nicht vollständig wieder aufgebaut und sicher ist“, sagt er. Über Spenden aus Deutschland würde er sich freuen. „Da wir jetzt eine zweite Chance haben, möchten wir das Gebäude noch erdbebensicherer machen.“

Ob dann aber alle Schüler zurückkommen werden, weiß er nicht. „Wir konnten fast alle erreichen. Aber die Telefonleitungen sind zerstört, deswegen wissen wir von einigen noch nichts“, sagt Karki. Der 15-jährige Bhandari auf jeden Fall hat noch Angst, das Gebäude zu betreten. „Es war so eine schreckliche Erfahrung“, sagt er. Immerhin ist die die Hütte seiner Eltern - weil nur aus Wellblech und Bambus - stehen geblieben. „Jetzt leben viele Nachbarn bei uns“, sagt er.

Bhandari und seine Schulkameraden gehören zu den 1,7 Millionen Kindern, die laut Unicef-Manager Rupa Joshi von dem Erdbeben betroffen sind. „Wir haben Vorräte angelegt, mit denen unsere Freiwilligen jetzt rausgehen und in den Camps Planen, Medikamente und Wasserreiniger verteilen“, sagt Joshi.

Die Hilfsorganisationen versuchen, so schnell wie möglich zu handeln. Denn in den Krankenhäusern tauchen immer mehr Eltern auf, die Kinder mit Durchfall, Husten, Fieber und Erbrechen einliefern - Zeichen von anstreckenden Krankheiten, die sich in den Lagern schnell verbreiten können. „In den ersten Tagen nach dem Erdbeben kamen Verletzte, aber in den vergangenen beiden Tagen waren es vor allem Durchfallerkrankungen und Lungenentzündungen“, sagt Kailash Sah, Sprecher des Kanti Kinderkrankenhauses in Kathmandu.

Die Mutter Muna Pandey erzählt, dass ihr Camp in Nuwakot nicht besonders sauber sei. Es regnete außerdem und sei kalt. „Die Gegend hat jetzt angefangen zu stinken, weil die Bagger es nicht schaffen, die verschütteten Leichen auszugraben“, sagt sie. Selbst die Erwachsenen husteten schon. Der Generalsekretär von Nepals Kinderarztvereinigung, Krishna Prasad Bista, mahnte Aufklärung zu mehr Sauberkeit in den Camps an. „Wir machen uns große Sorgen über den Ausbruch von Infektionskrankheiten.“

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