Dorf nach Sprengstoff-Fund evakuiert

Becherbach (dpa) - Gefährliche Sammelleidenschaft: Nach dem Fund von hochexplosivem Sprengstoff in einer Scheune in Becherbach bei Bad Kreuznach ist das Dorf mit rund 600 Einwohnern geräumt worden.

Am Abend wurde ein Teil des 50-Kilogramm-Fundes gesprengt, wie ein Sprecher des Innenministeriums sagte. Weitere Sprengungen sind für diesen Sonntag geplant. Bis zum Ende der Arbeiten können die Dorfbewohner nicht zurückkehren. In der von einem 62-Jährigen angemieteten Scheune waren am Freitag auch Kriegswaffen, Maschinengewehre, Handgranaten und ein altes Militärfahrzeug gefunden worden. Die Polizei geht davon aus, dass der Mann dies alles sammelte. Gegen ihn wird ermittelt. Bei dem Rentner war schon am vergangenen Dienstag ein Waffenarsenal entdeckt worden.

Am Samstagabend lag gespenstische Stille über dem kleinen Ort Becherbach. Ausgestorben alle Straßen und Häuser. Nur noch die Sprengstoffexperten und Polizei waren im Ort - und die Tiere in den Ställen. „Es ist unseres Wissens nach die größte Menge Sprengstoff, die je in Rheinland-Pfalz an einer Stelle gefunden wurde“, betonte Polizeisprecher Gerhard Glaser. Ein Großaufgebot von Einsatzkräften hatte tagsüber die Evakuierung des Dorfes begleitet. „Es gibt keinerlei Aufregung unter den Bürgern“, betonte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Meisenheim, Alfons Schneider (CDU).

Etwa zehn Menschen kamen mit Krankenwagen in Klinken oder Altenpflegeeinrichtungen, wie der Sprecher der Sanitätsdienste, Philipp Köhler, sagte. Wer nicht bei Verwandten oder Bekannten die Nacht verbringt, bekommt in einer Notunterkunft in Meisenheim ein Bett. „Wir sind für eine Nacht gerüstet“, sagte Köhler. Bürgermeister Schneider erklärte: „Es macht keinen Sinn, in der Dunkelheit eine zweite Sprengung vorzubereiten.“ Zur Art des Sprengstoffes konnte Schneider zunächst keine Angaben machen, nach SWR-Informationen handelt es sich um Nitroglyzerin.

Für die kontrollierte Sprengung arbeiteten die Experten mit speziellen hochtechnisch ausgerüsteten Robotern. Diese brachten nach Angaben von Glaser zunächst einen ersten Teil des Sprengstoffes etwa 1300 bis 1400 Meter von der Scheune entfernt zu einem Feldweg. Dort wurde gesprengt. Es galt ein Sicherheitsradius von einem Kilometer. Der bei der Explosion entstehende Lärm wurde im Vorfeld von Experten mit einem Gewitter verglichen, das in 50 Metern Entfernung für einen Blitzeinschlag sorgt. Um Tiere im Dorf - vor allem die besonders empfindlichen mehreren hundert Mastschweine - zu schützen, war nach Glasers Worten direkt am Sprengort ein Schutzwall aus Stroh aufgebaut worden.

Gegen den 62-jährigen Mann, der die Scheune gemietet hatte, wird ermittelt. Bereits am vergangenen Dienstag hatten Beamten im Haus des Rentners in der Verbandsgemeinde Meisenheim nach Polizeiangaben unter anderem etwa 50 scharfe Waffen sowie 50 000 bis 60 000 Schuss Munition entdeckt. Ein Lastwagen war für den Abtransport nötig. Alle auch in der Scheune gefundenen Waffen wurde nach Auskunft Glasers bereits zu einem Bunker auf dem Truppenübungsplatz Baumholder gebracht.

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