Doppeltes Babyglück gibt es immer häufiger

In den vergangenen 40 Jahren hat sich die Menge der Zwillingsgeburten fast verdoppelt. Meist liegt es am Erbgut.

Doppeltes Babyglück gibt es immer häufiger
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Münster. Die Eltern von Tennis-Star Roger Federer haben sechs Enkel. Beim Eintragen der Geburtstage in den Familienkalender müssen die Federers aber nur dreimal zum Stift greifen: Denn in der Familie gab es bereits drei Doppelgeburten. Der Schweizer ist jetzt mit 32 zum zweiten Mal Vater von Zwillingen geworden, auch bei Schwester Diana gab es zwei Babys auf einmal. Zufall?

„Familiäre Häufungen beobachten wir öfter“, sagt der Geburtsmediziner Walter Klockenbusch von der Uniklinik Münster. Und er bestätigt auch: „Ja, wir hatten vor 20 Jahren deutlich weniger Mehrfachgeburten, das stimmt. Allerdings würde ich nicht von einem Boom sprechen.“ In Münster half Klockenbusch zuletzt Fünflingen auf die Welt. Sein Alltag als Mediziner ist aber die Betreuung von Eltern, die Zwillinge erwarten.

Neben Erich Kästners literarischem „Doppelten Lottchen“ stehen in Kultur, Sport und Showgeschäft immer wieder Zwillinge im Fokus: Die Tokio-Hotel-Zwillinge Tom und Bill, die Fußballer Sven (Borussia Dortmund) und Lars Bender (Bayer Leverkusen). Ellen und Alice Kessler waren Weltstars.

Zwillinge fallen auf, auch im Alltag. Und Zahlen des Statistischen Bundesamtes bestätigen: Es gibt deutlich mehr Zwillinge. Während Deutschland bei der Rente und beim Fachkräftemangel unter den geburtenschwachen Jahrgängen leidet, ist die Zahl der Mehrfachgeburten nach einer Delle in den 70ern und 80ern wieder gestiegen.

Das Minus bei den Babys aber können sie nicht auffangen. Die Statistiker zählten im Jahr 1964 rund 1,3 Millionen Geburten. 2012 waren es 673 544. Aktuellere Zahlen gibt es noch nicht. Gleichzeitig wuchs die Zahl der Mehrfachgeburten nach einem Minusrekord von rund 7200 im Jahr 1975 wieder bis auf knapp 11 900 im Jahr 2012. Anders ausgedrückt: Unter 1000 Geburten waren zuletzt knapp 18 Mehrfach-Entbindungen. Vor 40 Jahren waren es weniger als zehn.

„Dass unsere Gene und das Alter der Frauen eine Rolle spielen, zeigen die Vergleichszahlen. In Asien gibt es kaum Mehrfachgeburten. In den USA zeigen die Statistiken für Afro-Amerikanerinnen hohe Werte. Bei den anderen Amerikanerinnen liegt die hohe Zahl der Mehrfachgeburten an der Beliebtheit der künstlichen Befruchtung“, erklärt Klockenbusch. Warum das Alter der Frauen dabei eine Rolle spielt, erklärt er mit Verweis auf die biologische Uhr: „Kurz vor Toresschluss haut die Natur alles raus.“

„Die künstliche Befruchtung hat über lange Zeit häufig zu Mehrlingsschwangerschaften geführt“, sagt der Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, Christian Albring. „Denn durch die hormonelle Stimulation reifen häufig mehrere Eizellen gleichzeitig und können dann auch gleichzeitig befruchtet werden.“ Heute beobachteten Reproduktionsmediziner die Eierstöcke im Ultraschall und wiesen Paare darauf hin, wenn abzusehen sei, dass mehr als zwei Eier gleichzeitig reifen könnten.

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