Diplomaten sollen Hausangestellte wie Sklaven halten

Ein saudischer Attaché hat angeblich eine Bedienstete systematisch misshandelt — in Berlin kein Einzelfall.

Berlin. Man nannte sie nur „Nila“. Klingt gut. Heißt auf Arabisch aber „Kot“. Und das war nur eine von vielen Demütigungen, die Dewi Ratnasari im Haushalt eines saudi-arabischen Diplomaten ihren Angaben zufolge Tag für Tag ertragen musste.

Wenn ihre Geschichte stimmt, und Menschenrechtler haben daran keine Zweifel, wurde die Frau über anderthalb Jahre lang wie eine Sklavin gehalten. Und zwar nicht irgendwo in einem fernen Land, sondern mitten in Berlin.

Der Fall der 30-jährigen Indonesierin könnte jetzt Rechtsgeschichte schreiben. Das Deutsche Institut für Menschenrechte will ihr Anliegen notfalls bis nach Karlsruhe vors Bundesverfassungsgericht bringen. Im Kern geht es dabei darum, was in Deutschland schwerer wiegt — Menschenrechte oder diplomatische Immunität.

Der Fall Ratnasari ist wohl keine Ausnahme. Offiziell sind 250 Hausangestellte in Berliner Diplomatenhaushalten registriert. Immer wieder gibt es Berichte, dass Personal unmenschlich behandelt wird.

Der Beratungsverein Ban Ying (thailändisch für „Haus der Frauen“) spricht von zehn Fällen jedes Jahr. Bekannt wurden auch schon Vorwürfe gegen Diplomaten aus den USA, Israel, Jamaika und dem Jemen.

Aber Dewi Ratnasari erging es besonders schlimm. Auf Vermittlung einer privaten Agentur kam sie im April 2009 in den Haushalt des saudischen Attachés, für einen Monatslohn von 750 Euro steuerfrei.

Angeblich war sie von 6 Uhr morgens bis Mitternacht beschäftigt. Freie Tage habe sie nie bekommen, Geld auch nicht. Schlafen musste sie auf dem Boden. Und selbst von den Kindern des Diplomaten habe sie Prügel bekommen.

Im Oktober 2010 konnte sie fliehen. Als sie in die Büros von Ban Ying kam, hatte sie Kratzspuren am Hals.

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