Die Bohlen-Show im Gerichtssaal

Der Musikproduzent als Zeuge: „Ich sag’ immer die Wahrheit“

Lübeck. Dieter Bohlen kennt auch vor Gericht keine Hemmungen: Als ihm die Richterin zu Beginn seiner Vernehmung sagte, er müsse als Zeuge die Wahrheit sagen, fiel ihr der Musikproduzent direkt ins Wort: "Ich sag’ immer die Wahrheit." Ein standesgemäßer Auftritt für den "Superstar"-Juror im Zeugenstand - so wird auch ein vergleichsweise kleiner Raubprozess zum Medienereignis.

Am 13.Dezember 2003 ist der 47-jährige Thomas K. laut Anklage in Bohlens Villa in Tötensen eingebrochen: Während der Musikproduzent in Köln bei der Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" vor der Kamera stand, soll der Angeklagte dessen Haus ausgeräumt haben.

Montagvormittag ließ sich Bohlen von Freundin Carina in seinem Geländewagen, einem schwarzen Hummer, zum Lübecker Landgericht fahren. Begleitet von Kamerateams und Fans schlenderte er gut gelaunt in Jeans und knallblauer Daunenjacke in den Gerichtssaal und lümmelte sich im Zeugenstuhl.

Von Beruf sei er Diplomkaufmann, gab der 54-jährige studierte Betriebswirt zu Beginn zu Protokoll. Zur Aufklärung des Einbruchs konnte der Zeuge Bohlen allerdings nicht allzu viel beitragen. Die Tat liege bereits lange zurück, und in sein Haus sei ja auch schon häufiger eingebrochen - zuletzt 2006, als er und Freundin Carina von zwei maskierten Einbrechern gefesselt und bedroht worden waren.

An jenem 13.Dezember 2003 wurden unter anderem Gitarren, Keyboards, Kameras und ein USB-Stick mit dem Manuskript zu seinem Buch "Hinter den Kulissen" gestohlen. "Als ich in der Nacht nach Hause kam, war die Seitentür aufgebrochen, und alles war durchwühlt", sagte Bohlen.

Zur Beute gehörten auch Handys, die er seinen Kindern zu Weihnachten schenken wollte, und ein neuer Flachbildfernseher. "Der war noch originalverpackt, den wollte ich mir selbst unter den Weihnachtsbaum legen", sagte Bohlen. Laut Polizeibericht belief sich der Schaden auf etwa 150 000 Euro.

"Am meisten ans Herz gegangen" sei ihm aber der Diebstahl eines Gemäldes aus Russland: "Das war ein schwarz-weißes Bild, das einen abstrakten Flügel zeigte. Dafür würde ich glatt 50 000 Euro zahlen", sagte er.

Insgesamt 20 bis 30 Gemälde seien gestohlen worden. Auf die ungewöhnlich hohe Anzahl an wertvollen Bildern angesprochen, sagte Bohlen: "Mein Haus besteht fast nur aus Antiquitäten, da kann man sich nicht Ikea an die Wand hängen."

Mit einem knappen "Nä" verzichtete er auf die Erstattung seiner Auslagen und ging schnell wieder zu seinem Wagen. Mit dem Ende der "Bohlen-Show" fuhren auch Kamerateams und Fans wieder nach Hause - der Prozess wird fortgesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort