Deutsche Imbiss-Buden in London: Heiße Wurst und Wortwitz

Deutsche Imbiss-Buden schießen in London wie Pilze aus dem Boden — eine der berühmtesten heißt „Herman Ze German“.

London. Ob der alte Hermann, der Cherusker, der einst die Römer bei der Varusschlacht in die Flucht schlug, sich im Grab umdrehen würde, wenn er wüsste, dass sein Vorname in London synonym ist mit der besten deutschen Wurstbraterei der Stadt? „Herman Ze German“ — eine lautmalerische Verballhornung von „Hermann the German“, Hermann, der Deutsche, hat in den vergangenen drei Jahren die britische Hauptstadt erobert mit inzwischen zwei Filialen. Die dritte ist in Arbeit.

„Das seltsamste, das mir mal passiert ist,“ erzählt Florian Frey, einer der drei Geschäftsführer, „ist, dass mir mal eine Frau aus dem Laden gefolgt ist, weil sie meine Unterschrift haben wollte.“ Er lacht irritiert. Dass er, der schon beim britischen Starkoch Jamie Oliver in der Sendung einen Auftritt als deutscher Wurstbratexperte hatte, jetzt ein Star ist, kann er noch nicht ganz fassen. Und eigentlich, sagt er, hat er auch zu viel zu tun, um sich damit auseinanderzusetzen.

Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Azadeh Falakshahi hat Frey „Herman Ze German“ aufgebaut. Zuerst in Brighton, wo Falakshahi Fotografie studiert und nebenbei in einem Pub gearbeitet hat. Frey, der eigentlich Frisör ist, kam nach. Beide haben gerne mit ihren Freunden gegrillt. Die Wurst brachte der Lörracher aus Deutschland mit. Denn, das hat er schnell gemerkt: „In England gibt es keine gute Wurst.“

Irgendwann hat der Besitzer des Pubs, in dem Falakshahi gearbeitet hat, gefragt, ob die beiden nicht mal einen deutschen Abend organisieren wollen. Das taten sie, mit Wurst, mit Frikadellen und badischem Kartoffelsalat. Das kam gut an. Vor allem die Wurst. Später haben die beiden angefangen, deutsche Bratwurst auf Festivals zu verkaufen.

Seit 2010 gibt es „Herman Ze German“ als Geschäft. Zuerst in der Nähe des Bahnhofs Charing Cross, jetzt auch in Premiumlage in Soho. Der Investor, der dies möglich machte, war ein Freund aus der Schweiz. Die Wurst kommt immer noch vom selben Metzger aus Lörrach. Doch „Herman“ ist nicht die einzige deutsche Würstchenbude in der britischen Hauptstadt. Die anderen heißen beispielsweise „The Sausage Man“ oder „The Wurst Club“. Einige, wie der Ravensburger „Sausage Man“ David Rundel, haben es zu Berühmtheit in London gebracht.

Florian Frey, Azadeh Falakshahi und Giuseppe Gazzana, der als dritter Geschäftsführer mit eingestiegen und ein Jugendfreund von Frey ist, planen auch schon über die Wurst hinaus. Jeden Montagabend gibt es zurzeit Comedy im ausgebauten 65-Sitze-Keller in der Compton Street. An drei Tagen im November tritt der bekannte britische Komiker Alan Carr auf.

Wenn alles klappt, werden demnächst auch Bands dort rocken. Das Geheimnis des Erfolgs? „Die Leute sehen, wir haben Humor“, sagt Frey. Das „Ze“ in der Mitte ist eine Anspielung auf die harte deutsche Aussprache des englischen „the“. „Herman“ spielt mit den deutschen Klischees, aber verkörpert sie nicht. Dirndl wird man bei ihm keine finden.

Vielleicht also wäre Hermann, der Cherusker, doch ein bisschen stolz, dass diese deutsche Würstchenbude London und die Briten langsam aber sicher erobert.

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