Der Fall Emsdetten: Tat mit Ankündigung

Sebastian B. hinterließ im Internet einen frustrierten Abschiedsbrief.

Emsdetten. Auch der Amokläufer von Emsdetten wuchs in behüteten Verhältnissen auf. Vater Postbote, Mutter Hausfrau. Mit Eltern, Bruder und Schwester lebte er in einem unauffälligen Eigenheim.

Mit zwei Gewehren und Rauchbomben überfiel der 18-jährige Sebastian B. am 20.November 2006 seine ehemalige Realschule - die Geschwister-Scholl-Schule in Emsdetten. Auf dem Weg dorthin und im Schulgebäude selbst schoss der Täter, der eine Gasmaske und einen schwarzen Mantel trug, wahllos um sich.

Sechs Schüler und der Hausmeister erlitten Schussverletzungen. 27 Menschen, darunter auch 16 Polizisten, wurden verletzt. Sebastian B. tötete sich mit einem Gewehrschuss, Polizisten fanden ihn im zweiten Stock des Schulgebäudes.

Die Waffen stammten von einem Online-Waffenhändler beziehungsweise aus dem Nachlass eines Familienangehörigen.

Sebastian B. hatte die Tat angekündigt und im Internet Abschiedsbriefe hinterlassen. Er war ein Einzelgänger. Im Ort galt er als unberechenbar. Hinzu kam sein auffälliges Äußeres: Sebastian B. hüllte sich in Schwarz und streifte Stunden über Friedhöfe, hörte "Death Metal", martialischen Hard Rock, der um Tod und Zerstörung kreist. Er vertiefte sich in brutale Computerspiele, veröffentlichte Videos mit Exekutionsszenen im Internet.

Aus Tagebuchaufzeichnungen und Aussagen seiner ehemaligen Mitschüler ging hervor, dass er offenbar jahrelang Mobbingopfer an der Schule gewesen war. Im Internet-Tagebuch schrieb er: "Ich lerne nicht mehr, ich beteilige mich nicht mehr, und ich tue gar nichts mehr, außer vor mich hinzuvegetieren."

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