Panzerknacker-Bande Der 13. Geldautomat war der letzte

Die Polizei fasst die Panzerknacker-Bande.Drei mutmaßliche Täter sprengten vor allem Tresore am Niederrhein — Geld haben sie nie erbeutet.

Panzerknacker-Bande: Der 13. Geldautomat war der letzte
Foto: dpa

Düsseldorf. am Mittwochmorgen um 3.30 Uhr nimmt ein Mobiles Einsatzkommando (MEK) in Dorsten am Rande des Ruhrgebiets drei Männer kurz vor ihrer nächsten Tat fest. Das Ziel der mutmaßlichen Täter war nur 30 Meter von ihnen entfernt. Ein Geldautomat im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses. In ihrem Auto finden die Beamten das Tatwerkzeug: eine Gasflasche und eine Bohrmaschine.

Kaum 24 Stunden zuvor wird ein Geldautomat in Lobberich im Kreis Viersen in die Luft gesprengt. Geld erbeuten die Täter nicht, am Gebäude kommt es „zu erheblichen Kollateralschäden“, wie Kriminaldirektor Dietmar Kneib vom Landeskriminalamt (LKA) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz sagt. Die Anzeichen verdichteten sich, dass die Täter noch vor Heiligabend wieder zuschlagen wollen.

„Unsere Bewertung war: Erneut keine Beute, es nähert sich aber Weihnachten, das heißt, Geschenke sind nötig — für die Täter ein klarer Anreiz, an Bargeld zu kommen“, erklärt Kneib die Überlegungen des LKA. Durch die Auswertung von Handydaten und Hinweisen auf ein Tatfahrzeug fällt der Fokus auf drei Männer im Alter zwischen 26 und 33 Jahren. Die Polizei lässt die Verdächtigen nicht mehr aus den Augen, verfolgt sie verdeckt, als einer der später Festgenommenen gegen Mitternacht zu einer mehrstündigen Fahrt durchs Niederrheinische aufbricht. Nachdem die beiden anderen Täter in Dorsten zugestiegen sind, greift das MEK zu.

In den vergangenen Monaten wurden allein in NRW mehr als 60 Geldautomaten in die Luft gesprengt. Für mindestens 13 dieser Taten sollen die am Mittwoch Verhafteten verantwortlich sein. „Wir gehen davon aus, dass sie die aktivste Tätergruppe bei den Geldautomaten-Sprengungen waren — deutlich aktiver als die Gruppen, die aus den Niederlanden rüberkommen“, sagt Kneib. Beute machten sie allerdings nie, weil sie zu ungeschickt vorgingen. Meistens verwendeten sie zuviel Gas, so dass bei den Sprengungen jedes mal ein hoher Sachschaden — insgesamt in Millionenhöhe — entstand.

Die zwei Brüder und ihr Komplize sind für die Polizei keine Unbekannten. Unter anderem sind sie wegen Körperverletzung und Verkehrsdelikten aufgefallen. „Wir sind noch nicht am Ende unserer Ermittlungen“, sagt Günter Neifer von der Staatsanwaltschaft Kleve. „Wir müssen feststellen, ob wir mit den Beschuldigten die gesamte Bande trockengelegt haben, oder ob nicht noch weitere Beschuldigte zu ermitteln sind.“

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