Nitratbelastung Den Umweltschützern stinken die Gülle-Importe

Der Nitratbericht hat jüngst die Belastung des Grundwassers aufgezeigt. NRW importiert zudem 1,4 Millionen Tonnen pro Jahr.

Düsseldorf. Die Nitratbelastung des Grundwassers ist vor allem wegen der Massentierhaltung weiterhin ein großes Problem in Nordrhein-Westfalen, wie der jüngst vorgestellte Nitratbericht der Bundesregierung zeigt. Gerade die Regionen an der Grenze zu den Niederlanden verzeichnen an ihren Messstellen viel zu hohe Werte (siehe Grafik). Die auf die Felder aufgebrachte Gülle stammt dabei nicht nur von Tieren aus heimischer Zucht. NRW importiert jährlich etwa 1,4 Millionen Tonnen Gülle aus dem Nachbarland.

„Die Niederländer produzieren zu viel Gülle, weil sie zu viele Tiere auf zu wenig Fläche halten“, sagte Paul Kröfges, Gewässerexperte beim BUND im Deutschlandradio Kultur. Da die Niederlande eine strengere Gesetzgebung haben, bliebe so nur der Weg in die Bundesrepublik, so Kröfges weiter. Zudem bestellen viele Landwirten diese günstig angebotene — zum Teil sogar noch bezahlte — Gülle, um damit ihre Felder „über die Maßen zu düngen“.

Auch BUND-Landesgeschäftsführer Dirk Jansen warnte vor den Problemen, die auf die gesamte Bundesrepublik zukommen können: „Wenn wir die EU-Wasserrahmenrichtlinie einhalten wollen, dann ist es allerhöchste Eisenbahn zu handeln.“ Die Vorgaben der EU-Richtlinie müssen bis spätestens 2027 eingehalten werden. Das kann so unmöglich erreicht werden“, sagte Jansen. Jetzt aufgebrachte Gülle ist erst nach zehn Jahren im Grundwasser angekommen. Damit drohen Strafen in Milliardenhöhe. Sein Fazit: „Wir müssen dringend weg von der Massentierhaltung und unseren Fleischkonsum zurückschrauben. Mit Blick auf die Gülle selbst, die gerne als nährstoffreicher Dünger beschrieben wird, sagte Jansen: „Machen wir uns nichts vor, im Übermaß produziert ist das Abfall.“

Auch das NRW-Umweltministerium sieht die Gülle-Importe kritisch und setzt auf Kontrollen. „Mit Erlass vom 29. Juli 2016 ist für NRW klargestellt, dass für Gülle-Importe aus den Niederlanden, ebenso wie in Niedersachsen, eine abfallrechtliche Notifizierungspflicht gilt. Gülle-Importe müssen seitdem wieder auf Grundlage des Abfallrechts kenntlich gemacht werden und sind somit überprüfbar“, teilte eine Sprecherin mit. Der Fokus der Kontrollen liege derzeit auf den Betrieben, die Gülle aus den Niederlanden oder von anderen Betrieben aus Deutschland empfangen. „Diese sind in einer Datenbank registriert und werden verstärkt geprüft, ob für die aufgenommene Güllemenge ausreichend Flächen für eine nach den Vorgaben der deutschen Düngeverordnung pflanzenbaulich sinnvolle und umweltverträgliche Verwertung vorhanden sind“, so die Sprecherin weiter. Ist dies nicht der Fall, drohen empfindliche Geldstrafen. Pro Jahr werden mehr als 1500 Betriebe kontrolliert. 2015 wurden etwa 250 000 Euro an Bußgeldern verhängt.

Der Erlass verbiete allerdings sowohl in Niedersachsen als auch in NRW nicht grundsätzlich den Import von Gülle. Die EU habe mitgeteilt, dass weitergehende Einfuhrbeschränkungen europarechtlich unzulässig seien.

Der Rheinische Landwirtschaftsverband kann die Aufregung nicht verstehen. „Die Gülleverbringung aus tierintensiven Regionen in Ackerbaugebiete ist ein sinnvolles Instrument zum Nährstoffausgleich und damit ein wesentlicher Beitrag für eine Kreislaufwirtschaft“, sagte eine Sprecherin. Nur so könne energieintensiv hergestellter synthetischer Dünger durch landwirtschaftseigene Wirtschaftsdünger ersetzt werden. Außerdem machten Gülle-Importe gerade einmal zwei Prozent des Wirtschaftsdüngeranfalls in NRW aus. Diese nun als Ursache allen Übels auszumachen, sei mehr als falsch.

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