Das unfassbare Blutbad

Amoklauf Ein 17-Jähriger erschießt in einer Schule im baden-württembergischen Winnenden und auf der anschließenden Flucht 15 Menschen – dann sich selbst.

Winnenden. Ein 17-jähriger Ex-Schüler hat am Mittwoch in einer Realschule in Winnenden bei Stuttgart und auf seiner anschließenden Flucht 15Menschen erschossen. Der schwarz gekleidete Tim Kretschmer erschoss am Morgen neun Schüler im Alter von 14 bis 15 Jahren und drei Lehrerinnen in ihren Klassenzimmern.

Auf seiner fast dreistündigen Flucht tötete der 17-Jährige mit seiner Pistole einen Mann und verletzte mehrere Schüler und Unbeteiligte schwer. Im rund 40Kilometer entfernten Wendlingen - der Täter hatte einen Autofahrer mit der Waffe gezwungen, ihn zu fahren - erschoss er zwei weitere Menschen in einem Autohaus. Nach einem Schusswechsel mit der Polizei, bei dem zwei Beamte schwer verletzt wurden, soll sich der 17-Jährige dann selbst getötet haben.

Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) sagte, den Interventionsteams der Polizei habe sich ein "grauenvolles Bild" in der Schule geboten. Der Täter habe den meisten seiner Opfer gezielt in den Kopf geschossen. Er fügte hinzu: "Es ist auffällig, dass primär Mädchen getötet wurden." Daraus könne man aber noch kein Motiv herleiten.

Die Tatwaffe, eine Pistole der Marke Beretta, stammt vermutlich aus dem Bestand des Vaters. Dieser ist laut Polizei Mitglied des Schützenvereins Winnenden. Nach Informationen des Online-Portals "Tagesspiegel.de" war das Arsenal des Vaters ungesichert.

Laut Polizei wollte der Täter möglicherweise noch viel mehr Menschen töten. "Die Menge der nicht abgefeuerten Munition deutet darauf hin, dass er weitaus mehr vorhatte", sagte Kriminaldirektor Ralf Michelfelder.

Eine Lehrerin hat möglicherweise noch Schlimmeres verhindert: Tim sei in ihre Klasse gekommen und habe drei oder vier Schüler erschossen. Als er den Raum dann verließ, um seine Pistole nachzuladen, habe die Lehrerin geistesgegenwärtig die Tür verschlossen, berichtet "Tagesspiegel.de" unter Berufung auf Sicherheitsexperten. Der Amokläufer habe dann versucht, das Türschloss aufzuschießen - das sei ihm aber nicht gelungen.

Kurz nach der Tat versuchten fast 1000 Polizisten, den Täter zu finden sowie Schüler und Passanten in Sicherheit zu bringen. Die Realschule, die von 580 Schülern besucht wird, wurde evakuiert, das Gebiet weiträumig abgesperrt.

Angesichts des Massakers sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel von einem "Tag der Trauer für ganz Deutschland". Nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) müssen die Schulen besser vor Amokläufern gesichert werden. Bauliche Voraussetzungen könnten dafür sorgen, "dass während des Unterrichts nicht jeder X-Beliebige in eine Schule laufen kann", sagte GdP-Chef Konrad Freiberg. Einlasskontrollen wie Chipkarten, verbunden mit dem Schülerausweis, könnten eine Hürde sein.

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