"Daisy" in Deutschland: Winterchaos befürchtet

Hamburg. Vor Schneestürmen und Versorgungsengpässen am Wochenende haben Wetter-Experten und Behörden gewarnt. Andere Fachleute hielten das für Panikmache. Das Tief "Daisy" rückte am Freitag unterdessen näher.

Damit drohten chaotische Verkehrsverhältnisse, Stromausfälle und starke Schneeverwehungen in ganz Deutschland. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte vor Unwettern mit Stürmen vor allem im Norden sowie in den Bergen. An manchen Orten könne sich der Schnee bis zu 50 Zentimeter auftürmen.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe riet am Freitag, sich mit Lebensmitteln einzudecken. Jede unnötige Autofahrt solle vermieden werden.

Ausreichend Trinkwasser, ein Medikamenten-Vorrat und Kerzen sollten im Haus sein, sagte der Präsident des Bundesamtes, Christoph Unger, in Bonn. Gut wäre auch ein Batterie-betriebenes Radio für den "immer" möglichen Fall eines Stromausfalls.

Der Leiter des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation, Frank Böttcher, sagte im Fernsehsender N24: "Mit solchen Äußerungen verspielt man die Chance, dass bei richtig ernsten Lagen den Warnungen noch Glauben geschenkt wird."

Es würden innerhalb von drei Tagen in einigen Regionen bis zu 25 Zentimeter Neuschnee erwartet, viele Gebiete bekämen kaum 5 Zentimeter. Auch in Verbindung mit stürmischem Wind werde daraus keine Katastrophenwetterlage, sagte Böttcher. Mit Stromausfällen sei eher nicht zu rechnen, da der Pulverschnee sich kaum auf den Leitungen festsetzen werde.

Das Technische Hilfswerk bereitete sich dennoch auf einen Großeinsatz vor: "Wir nehmen die Unwetterwarnungen ernst und beobachten die Lageentwicklung in Deutschland", sagte THW-Präsident Albrecht Broemme. Mit Flugausfällen, Zugverspätungen sowie Eis und Schnee auf vielen Straßen muss gerechnet werden.

Nach Angaben der Meteomedia Unwetterzentrale hatten bereits am Freitag erste schwache Ausläufer von "Daisy" Deutschland erreicht. Unter anderem kam es bei Windböen der Stärke 6 auf der Ostseeinsel Fehmarn zu ersten Schneeverwehungen. Doch das sei erst der Anfang,
sagte Sprecher Andreas Wagner der dpa.

Der Frankfurter Flughafen bat Passagiere, sich auf Verspätungen und Flugausfälle einzustellen. Die Deutsche Bahn rüstete sich ebenfalls:

Die angekündigten 20 Zentimeter Neuschnee bereiteten aber keine Sorgen, sagte ein Sprecher in Berlin. Problematisch könnten aber Schneeverwehungen im Flachland sein. "Wenn Weichen zugeweht sind, kann kein Zug mehr fahren."

Bereits am Freitag legte sich über fast ganz Deutschland eine dichte Schneedecke. Auf den meisten Flughäfen kam es zu Behinderungen.

Am Stuttgarter Flughafen wurde am Freitagmorgen zweimal die Start- und Landebahn gesperrt, damit der Winterdienstdort Schnee räumen konnte. Spiegelglatte Straßen hatten in der Nacht erneut ein Menschenleben gefordert und zahlreiche Unfälle mit Blechschäden verursacht.

Viele freuten sich aber auch über das frostige Winterwetter: Kinder konnten rodeln, auf dem Bodensee tummelten sich hunderte Schlittschuhläufer und Eishockeyspieler. Vor der Insel Reichenau war die Eisschicht knapp sieben Zentimeter dick.

Nicht nur in Deutschland, auch im Ausland sorgte winterliches Wetter für Chaos: Wegen andauernder Schneefälle hat Tschechien am Freitag die vorübergehende Schließung zweier Grenzübergänge für den Lastwagen-Verkehr angekündigt.

Betroffen wären die Grenzen zu Deutschland bei Rozvadov und zur Slowakei bei Lanzhot, wie die tschechische Nachrichtenagentur CTK meldete.

Auf den Straßen der spanischen Pilgerstadt Santiago de Compostela löste der Schnee ein Verkehrschaos aus. In den schottischen Highlands froren die Menschen in der Nacht zu Freitag bei bis zu minus 21,6 Grad.

Der Bahn- sowie der Flugverkehr waren unter anderem in London Gatwick, Heathrow und Stansted behindert - in Großbritannien meldeten weiterhin tausende Schulen unterrichtsfrei.

Auch in Russland kam in einigen Landesteilen der Verkehr fast zum Erliegen. In Frankreich wurden mehrere Autobahnen wegen Schnees gesperrt.

In Albanien befanden sich rund um die Stadt Shkodra mehr als 2000 Häuser und 9000 Hektar Land unter Wasser - knapp 3500 Menschen mussten aus den Flutgebieten in Sicherheit gebracht werden.

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