Chile: Feuer tötet 83 Häftlinge

Weil die Polizei erst die Lage sichern wollte, verzögerten sich die Löscharbeiten.

Santiago de Chile. Ein Großfeuer in einem chilenischen Gefängnis hat am Mittwoch mindestens 83 Häftlinge das Leben gekostet. Gesundheitsminister Jaime Mañalich sprach vom vielleicht schwersten Unglück in der Geschichte der chilenischen Strafjustiz.

Weitere 19 Häftlinge seien verletzt worden. 14 von ihnen hätten sich die Atemwege lebensgefährlich verbrannt, sagte Mañalich.

Das Feuer war nach Angaben von Polizeichef Luis Masferrer am frühen Morgen bei einem Streit zwischen Gefangenen ausgebrochen. Das Unglück sei Ausdruck der prekären Verhältnisse im chilenischen Strafvollzug, fügte er hinzu.

Vor dem Gefängnis San Miguel im Süden der Hauptstadt Santiago de Chile, das mit insgesamt 1900 Insassen völlig überbelegt war, versammelten sich hunderte Angehörige. Viele schrien ihre Verzweiflung und Ohnmacht Journalisten und Polizisten ins Gesicht. Es kam zu mehreren Zusammenstößen mit der Polizei.

Als Polizeichef Luis Masferrer per Megafon begann, die Namen von Überlebenden zu verlesen, reagierten Angehörige mit einem Steinhagel. Polizisten und Journalisten brachten sich hinter Fahrzeugen und Bäumen in Sicherheit. Mehrere Menschen wurden verletzt, darunter ein Kameramann. "Wir wollen wissen, wer gestorben ist, nicht, wer lebt", schimpfte ein Mann.

"Ich will meinen Sohn sehen", verlangte eine ältere Frau unter Tränen, die hinter den Absperrgittern eingeklemmt war. Die Angehörigen warteten seit Stunden auf Nachricht über das Schicksal ihrer Männer und Söhne.

Das Fernsehen zeigte Bilder eines Flügels des Gefängnisses, aus dessen Zellenfenstern und aus dem Dach große Flammen schlugen. Die Feuerwehr sei erst zwei Stunden nach dem Ausbruch des Feuers angerückt, berichtete das Fernsehen. Die Polizei habe zunächst die Lage in dem Gefängnis sichern wollen, hieß es.

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