CDU ist bisher ohne Kandidaten für die Kölner Oberbürgermeister-Wahl

Der amtierende Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) wurde von den Grünen zum sofortigen Rücktritt aufgefordert.

Köln. Die Suche nach einem neuen CDU-Kandidaten für dieKölner Oberbürgermeister-Wahl gestaltet sich schwierig. WolfgangBosbach, Fraktionsvize im Bundestag, sagte ebenso ab wie KonradAdenauer, ein Enkel des gleichnamigen ersten Bundeskanzlers.Unterdessen wurde der amtierende Oberbürgermeister Fritz Schramma(CDU) von den Grünen zum sofortigen Rücktritt aufgefordert.

Auch dieSPD äußerte sich skeptisch dazu, ob er noch bis nach der OB-Wahl am30. August im Amt bleiben könne. Schramma hatte am Sonntagangekündigt, dass er nicht wieder kandidieren werde. Ihm warvorgeworfen worden, die politische Verantwortung für den Einsturz desKölner Stadtarchivs wegschieben zu wollen.Schrammas angekündigter Rückzug sei „in sich nicht konsequent“,sagte der Kölner SPD-Fraktionschef Martin Börschel der dpa.

WennSchramma argumentiere, dass er sich nun voll auf das Krisenmanagementnach dem Einsturz konzentrieren könne, so überzeuge ihn das nicht:„Starke Führung war noch nie sein Markenzeichen.“ Wenn Schrammasofort zurücktrete, könnten seine Amtspflichten bis zur Wahl vonStadtdirektor Guido Kahlen (SPD) und der Ersten Bürgermeisterin ElfiScho-Antwerpes (SPD) wahrgenommen werden.

Jörg Frank, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der KölnerGrünen, forderte Schramma zum Rücktritt auf. „Wir sprechen ihm dieBefähigung ab“, sagte er. „Wer A sagt, muss auch B sagen. Er hat mehrDurcheinander gestiftet als alles andere.“ Der Kölner CDU-Chef JürgenHollstein bezeichnete dies als „völligen Quatsch“. Schramma bleibebis zur Wahl im Amt, versicherte er.

Bosbach kritisierte unterdessen den Umgang seiner eigenen Parteimit Schramma. „Offen gesagt: Ich hätte mir gewünscht, dass die ganzeCDU ihm den Rücken gestärkt hätte“, sagte er der „KölnischenRundschau“. Der Generalsekretär der NRW-CDU, Hendrik Wüst, bestritt,dass man Schramma nicht ausreichend unterstützt habe. Zudem sehe erjetzt „eine Chance für die CDU in Köln, die Erneuerung fortzuführen“. Die Kölner CDU war in den vergangenen Jahren immer wieder von Affärenbelastet worden.

An diesem Dienstag steht in Köln möglicherweise ein weitererRücktritt im Zusammenhang mit dem Archiv-Einsturz an. DerAufsichtsrat der Kölner Verkehrs-Betriebe beschäftigt sich dann mitpersonellen Konsequenzen. Dabei geht es vor allem um den TechnischenVorstand Walter Reinarz (CDU). Dieser steht in der Kritik, weil erwichtige Informationen über Grundwasser-Probleme in der U-Bahn-Baustelle neben dem Archiv nicht an Schramma weitergeleitet hatte.

Der Einsturz des Archivs, bei dem vor einem Monat zwei Menschen umsLeben kamen, wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit durch den U-Bahn-Bauausgelöst.

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