Briten kündigen Deutschen die Städte-Freundschaft

Die wachsende EU-Skepsis auf der Insel wirkt sich aus. Jüngst bekam eine Stadt in Hessen den Laufpass.

London. Trennungen verlaufen selten glatt, sie sind hässlich und tun weh. Das bekommen in letzter Zeit auch deutsche Kommunen zu spüren, deren Städtepartnerschaften von zunehmend europaskeptischen Briten aufgekündigt werden. Jüngst hat das hessische Friedberg von der Gemeinde Bishop’s Stortford den Laufpass bekommen. Nach 46 Jahren Städte-Ehe.

Der britische Ortsbeirat Mike Wood steht vor einem Scherbenhaufen: Er hatte noch versucht zu verhindern, dass Bishop’s Stortford alle Verbindungen zu seinen deutschen und französischen Partnerstädten kappt. Doch der Rat votierte für die Trennung.

In Friedberg ringt derweil Bürgermeister Michael Keller um Fassung: „Europa lebt doch davon, dass man in Kontakt bleibt. Hier werden fast 50 Jahre Städtepartnerschaft einfach so beiseite gewischt.“ Friedberg ist nicht das einzige Scheidungsopfer. Wallingford bei Oxford und Doncaster bei York haben sich ebenfalls ihrer Zwillingsstädte entledigt.

Wachsende Europa-Skepsis macht Ortsbeirat Wood für die Entwicklung verantwortlich. Im britischen Unterhaus hat Premier David Cameron erst vor sechs Wochen EU-Austrittsforderungen in den eigenen Reihen entschärfen müssen.

464 deutsch-britische Städtepartnerschaften gibt es zurzeit noch. Nicht überall ereignen sich Abschiedsdramen. In Düsseldorf, Wuppertal und dem Kreis Mettmann beispielsweise rütteln die britischen Partner nicht an der Zusammenarbeit. Die Entwicklung aber macht betroffen. Der Sprecher der Stadt Solingen, Lutz Peters, sagte unserer Zeitung: „Ich finde diese Nachricht erschreckend. Diese Verbindungen sind ins Leben gerufen worden, um Grenzen und Feindschaften zu überwinden.“ Die Klingenstadt feiert im kommenden Jahr das 50-jährige Jubiläum ihrer Städte-Partnerschaft mit dem britischen Blyth Valley.

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