BP nimmt neuen Anlauf im Kampf gegen Öl

Washington (dpa) - Wieder Daumendrücken am Golf von Mexiko: Knapp drei Monate nach Beginn der massiven Umweltkatastrophe unternimmt der BP-Konzern einen neuen Versuch, das unablässig ausströmende Öl endlich einzudämmen.

In der Nacht zum Donnerstag MESZ begann mit eintägiger Verzögerung ein kritischer Belastungstest für eine neue Abdichtung über dem ramponierten Bohrloch. In einem ersten Schritt wurde zunächst eine von mehreren Öffnungen des Zylinders geschlossen, teilte BP-Manager Kent Wells mit.

Die Testreihe könne bis zu 48 Stunden dauern, erläuterte überdies der Einsatzleiter der US-Regierung, Admiral Thad Allen. Nach und nach sollen dabei andere Ventile und Zuleitungen geschlossen werden. Alle sechs Stunden wollen Experten dann den Druck messen.

Niedrige Werte könnten bedeuten, dass doch noch an anderer Stelle aus dem kilometerlangen Steigrohr im Meeresboden Öl austritt. Man werde den Test möglicherweise abbrechen, wenn dies über mehrere Stunden der Fall sei, sagte der Einsatzleiter. Hohe Druckwerte zeigten dagegen, dass die Vorrichtung funktioniere. Die Prozedur war am Vortag kurzfristig aus Sorge verschoben worden, der entstehende Druck könne zu noch größeren Schäden führen.

„Das ist ein sehr bedeutsames Ereignis und ein bedeutsamer Test“ im Verlauf des Kampfes gegen das Öl, sagte Allen weiter. BP-Manager Kent Wells warnte allerdings, dass man es mit einer völlig neuen Vorrichtung zu tun habe. Die einzelnen Schritte des Tests könnten daher auch „länger dauer, als man zuvor geahnt hat“.

Die Installation des neuen Deckels löste große Hoffnungen aus, dass ein Ende des Dramas in Sicht sein könnte. Funktioniert dieses Ventilsystem auf der Öffnung der Quelle in 1500 Meter Tiefe, ließe sich der Ölfluss komplett stoppen - und BP könnte sich ganz auf die Reinigungsarbeiten auf dem Meer und an der Küste konzentrieren.

Der eintägige Verzug bei der Platzierung des meterhohen, 68 Tonnen schweren Zylinders über dem ramponierten Bohrloch war indes die Fortsetzung einer Serie von Verzögerungen und Misserfolgen. Wann immer BP verschiedene Kappen oder Absaugsysteme installierte, Schäden an der Quelle reparieren oder das Leck verstopfen wollte, brauchte der Konzern länger als geplant. Entweder machten ihm technische Probleme oder die geringe Erfahrung in solch großer Tiefe einen Strich durch die Rechnung - oder das Wetter spielte nicht mit, etwa als Ausläufer des Hurrikans „Alex“ den Golf von Mexiko aufwühlten.

Doch selbst wenn die Vorrichtung funktioniert, wäre sie nur eine vorübergehende Lösung. Vollständig verschließen sollen die Quelle Entlastungsbohrungen mehrere Kilometer unter dem Meeresboden. Damit wird aber frühestens Ende Juli oder Anfang August gerechnet.

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