Bizarrer Fall: "Heiliger" trieb Frauen mit perfider Masche ins Bordell

Zwei Kölner bleiben lange in Haft, doch das Urteil wurde in Karlsruhe teils aufgehoben.

Bizarrer Fall: "Heiliger" trieb Frauen mit perfider Masche ins Bordell
Foto: Daniel Reinhardt

Karlsruhe/Düsseldorf. Sie verliebten sich in einen „Loverboy“, schenkten ihm Vertrauen, verschuldeten sich und mussten schließlich im Bordell anschaffen: Vier Frauen wurden von zwei Männern aus Köln in einem perfiden System von Abhängigkeit, Ausbeutung und Misshandlungen zur Prostitution gezwungen. Dafür sitzen ein 33-Jähriger und sein fünf Jahre jüngerer Komplize, der die Frauen mit Liebesversprechen anlockte, für zehn und acht Jahre hinter Gitter. Zu Recht, entschied am Donnerstag in Karlsruhe der Bundesgerichtshof (BGH).

Doch das Düsseldorfer Landgericht, das die beiden im November 2016 wegen schweren Menschenhandels und Zuhälterei verurteilt hatte, muss in einem Punkt nachbessern: Die höchsten deutschen Strafrichter hoben das Urteil teilweise auf und verwiesen den Fall an das Landgericht zurück, weil dieses keine Sicherungsverwahrung für die Angeklagten geprüft hatte (AZ: 3 StR 274/17).

Die Frauen mussten nach Feststellung des Landgerichts in Bordellen im Rheinland, in Hessen, Hamburg und Stuttgart anschaffen — teils bis zu 18 Stunden am Tag. Die Männer kassierten die Einnahmen. Bis ihnen Fahnder nach gut drei Jahren auf die Schliche kamen und sie im Oktober 2015 festnahmen. Nach Überzeugung des Gerichts hatten sie die Frauen mit Druck, brutaler Gewalt und einem „hinterlistigen Schauspiel“ mit pseudo-religiösen Ritualen in die Prostitution getrieben und dann sexuell ausgebeutet.

Die Rollen waren verteilt, die Täter gingen immer nach demselben Muster vor: Der 28-Jährige gaukelte den Opfern die große Liebe vor, isolierte sie sozial und machte sie von ihm abhängig. Dann kam der 33-Jährige ins Spiel. Er inszenierte sich als geheimnisvoller, nicht ungefährlicher „Gesandter“ und „Heiliger“. Zusammen machten sie die Frauen gefügig, sorgten dafür, dass sie sich teils hoch verschuldeten und nach wochenlangem Druck — mit Schlafentzug und Isolation — sowie Gewalt ihre Körper verkauften.

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