Beziehungen: Was verbindet Mann und Frau?

Männer und Frauen: Sie passen besser zusammen, als man glaubt. Auch echte Freundschaften sind möglich.

Düsseldorf. "Männer und Frauen können keine Freunde sein!" Längst ist dieses Filmzitat aus "Harry und Sally" ein geflügeltes Wort geworden. Doch was ist eigentlich dran, an der These? "Sie stimmt nicht", stellt Dr. Ann Elisabeth Auhagen klar. Die Diplom-Psychologin hat zum Thema "Freundschaften" schon häufig geforscht. Auch, wenn gemischtgeschlechtliche Freundschaften nur etwa zwei Prozent ausmachen, sind sie möglich und nehmen nach jüngsten Studien auch zu. Doch fordert eine solche Freundschaft auch mehr Vorsicht und Fingerspitzengefühl, denn was Männer und Frauen von Freundschaften erwarten und wie sie sich als Freunde verhalten, ist durchaus unterschiedlich. Frauen erwarten Offenheit, Männer gemeinsame Interessen Frauen legen in einer Freundschaft weitaus mehr Wert auf emotionale Selbstöffnung. "Wenn Frauen sich treffen, dann beschäftigen sie sich vor allem miteinander. Sie reden über ihre Beziehungen, über ihren Kummer, über Glück oder darüber, dass sie sich über jemanden geärgert haben", erklärt Ann Elisabeth Auhagen. Männer dagegen befassen sich eher mit etwas Drittem, etwa mit Sport oder einem anderen Hobby. Dabei werde Nähe und Intimität aber durchaus unterschiedlich empfunden. So stelle sich bei Männern bei einem Plausch über den Lieblingsverein oder Musik durchaus ein Gefühl von Nähe ein, während manche Unterhaltung über die Beziehung nicht über oberflächlichen Smalltalk hinausgehe. "Bei solchen Studienergebnissen handelt es sich natürlich immer nur um eine Tendenz", warnt die Wissenschaftlerin vor Pauschalisierungen. "Ausnahmen gibt es immer." Die Unterschiede erklären sich Wissenschaftler vor allem mit der noch immer so verschiedenen Sozialisation. Während Mädchen untereinander zum gemeinsamen Handeln und Nettsein erzogen werden, legt man Jungs nahe, sich abzugrenzen und durchzusetzen. Trotz dieser Unterschiede stellen sich beide Geschlechter unter einer guten Freundschaft etwas Vergleichbares vor. Sie wünschen sich jemanden, dem sie vertrauen können, der verlässlich ist und hinter ihnen steht. Vor allem Männer sind gefährdet, sich doch zu verlieben Das klingt wie eine gute Basis für eine Freundschaft zwischen Männern und Frauen, wäre da nicht die eine Sache, die ihnen immer wieder entscheidend dazwischen funkt: die sexuelle Anziehung. Entgegen vieler Beteuerungen spielt bei 50 Prozent solcher Beziehungen durchaus eine erotische Anziehung eine Rolle. "Wir achten beim anderen Geschlecht eben mehr darauf, uns von unserer besten Seite zu zeigen und den anderen zu beeindrucken", so Auhagen. Vor allem Männer sind gefährdet, sich in die beste Freundin zu verlieben. "Sie suchen Nähe und Intimität vor allem beim anderen Geschlecht und verbinden Intimität schnell mit Sexualität", sagt die Freundschaftsexpertin. Frauen haben dagegen weniger Probleme, nur "gut Freund" zu sein. Kommt es hier zu Asymmetrien, geraten platonische Freundschaften schnell ins Wanken. "Eine Chance, die Freundschaft zu retten, gibt es aber immer", beruhigt Ann Elisabeth Auhagen, "sie müssen nur offen darüber reden und etwas Geduld und Toleranz mitbringen."

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