Bestattungsrecht: Wenn die Asche der Lieben im Regal steht

In Bremen will die rot-grüne Regierung den Friedhofszwang für Urnen aufheben. Der Vorstoß findet Anhänger — und erntet Kritik.

Bremen. In den USA dürfen Urnen im Wohnzimmer stehen. In der Schweiz darf die Asche verstreut werden. „Fast überall auf der Welt ist dies möglich, nur in Deutschland gilt der Friedhofszwang für Urnen“, sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Bremischen Bürgerschaft, Maike Schäfer.

Es sei an der Zeit, das Feuerbestattungsgesetz von 1934 abzuschaffen. Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen haben einen Antrag eingebracht, der das Bremer Bestattungsrecht novellieren soll. Das Landesparlament will darüber Donnerstag beraten.

Über eine Einäscherung im Ausland lasse sich die Bestattungspflicht umgehen. „Im Kofferraum wird die Urne dann heimlich nach Hause gebracht“, sagt Schäfer. Dies sei für die Betroffenen würdelos und treibe Angehörige in illegale Situationen. „Wir wollen legalisieren, was ohnehin gemacht wird.“

Das Online-Bestattungsunternehmen Anternia mit Sitz im nordrhein-westfälischen Bornheim bietet etwa Einäscherungen in der Schweiz an. „Der Trend ist steigend“, sagt Sprecher Markus Deutsch. Viele Menschen wünschten sich individuelle Bestattungsformen. Aus Gesprächen mit Angehörigen wisse er, dass sich viele vom Staat bevormundet fühlten: „Sobald man stirbt ist man Eigentum des Staates.“

Nach dem Antrag von Rot-Grün sollen Angehörige eine Urne zwei Jahre lang zu Hause aufbewahren können. Dafür müsse dies zu Lebzeiten bekundet und zeitgleich eine Urnengrabstelle reserviert und finanziert worden sein. Auf ausgewiesenen Friedhofsflächen soll die Asche ausgestreut werden dürfen. Zudem soll geprüft werden, auf welchen anderen Flächen dies gemacht werden kann.

Kritik kommt von der oppositionellen CDU und der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK). Eine Urne im Wohnzimmer zu haben, ist für die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Elisabeth Motschmann, undenkbar. Es gebe zu viele ungeklärte Fragen. Der stellvertretende Schriftführer der BEK, Pastor Bernd Kuschnerus, lehnt eine Aufhebung der Friedhofspflicht klar ab: „Es entspricht unserem christlichen Verständnis, die Totenwürde zu achten und die Hinterbliebenen zu trösten, indem wir sie bei Abschied und Trauer begleiten.“ Eine Urne im Wohnzimmer kommt für ihn nicht infrage. „Das hat für mich nichts mit Würde zu tun.“

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