Bahn will Sicherheit erhöhen

Der Konzern stockt die Zahl seiner uniformierten Kräfte für Züge und Bahnhöfe in Nordrhein-Westfalen auf 275 auf.

Düsseldorf. Zerkratzte Zugfenster, betrunkene Fußballfans im Regionalexpress, Gerangel an der Bahnsteigkante: Nicht erst seit der tödlichen Prügelattacke auf den Manager Dominik Brunner an einem Münchener S-Bahnhof 2009 haben Fahrgäste ab und zu ein mulmiges Gefühl. Etwa 30"Rohheitsdelikte" von Pöbeleien bis zur Körperverletzung werden jeden Tag im bundesweiten Bahnverkehr registriert - bei 5,2Millionen Reisenden in 27000 Zügen der Deutschen Bahn. Um den Schutz zu erhöhen, will sie an Brennpunkten ihr Sicherheitspersonal aufstocken.

"Jeder Zwischenfall ist einer zu viel", sagte der zuständige Konzernvorstand Gerd Becht am Montag. Daher will die Bahn in einigen Ballungsräumen, wo es öfter Ärger gibt, schrittweise 150zusätzliche Sicherheitsmitarbeiter einsetzen. Ziel ist, die Personalstärke dort jeweils um zehn Prozent zu erhöhen. Insgesamt soll die Zahl der bahneigenen Sicherheitskräfte damit auf 3500steigen. Sie sorgen oft schon durch ihre Präsenz dafür, dass Reisende beruhigter sind und sich sicherer fühlen.

In NRW steigt die Zahl um zehn Prozent von 250 auf 275. Die Kräfte werden nach Angaben von Bahn-Sprecher Udo Kampschulte schwerpunktmäßig in Düsseldorf, Köln und im Ruhrgebiet eingesetzt. "Durch die Uniformierten sollen potenzielle Gewalttäter abgeschreckt werden", so Kampschulte.

"Bahnfahren ist sicher", betont der bundeseigene Konzern und verweist auf Polizeistatistiken, wonach es andernorts im öffentlichen Raum viel wahrscheinlicher ist, Opfer einer Straftat zu werden. Doch dass Handlungsbedarf besteht, ist klar. Vandalismus von Graffiti bis zu aufgeschlitzten Sitzpolstern richtet jährlich 50 Millionen Euro Schaden an. Von etwa 900 Bahnbediensteten, die jährlich Opfer von Körperverletzungen werden, berichten die Gewerkschaften Transnet und GDBA nach Zahlen von 2008. Eine damalige Kollegenbefragung habe ergeben, dass die meisten Zwischenfälle (71Prozent) in Zügen passieren - vor allem bei Großveranstaltungen am Wochenende, wenn viele Waggons überfüllt sind.

Rund 6500 Videokameras sind in Zügen und Bahnhöfen installiert. Dabei zeichnen Kameras in den Waggons Bilder auf, die nach einem Vorfall bei der Strafverfolgung helfen können. Besonders in großen Stationen beobachten Mitarbeiter in Sicherheits- und Servicezentralen die Bilder aber auch "live" an Monitoren. "Wo per Video überwacht wird", so Bahn-Sprecher Kampschulte, "da ist der Vandalismus nachweislich zurückgegangen." Erfolge verspricht man sich auch von den Video-Kameras in den neuen S-Bahn-Zügen, die bereits auf den VRR-Linien S1 und S8 eingesetzt werden.

Die Gewerkschaften mahnen, die für die Sicherheit bei der Bahn zuständige Bundespolizei müsse gut ausgestattet sein. Vor allem für kritische Zeiten und Strecken sollten Schaffner immer in Zweier-Teams eingeplant werden, damit sie nicht auf sich allein gestellt sind. Wenn Länder oder Verkehrsverbünde Leistungen öffentlich ausschreiben, sollten sie eine Besetzung mit Zugbegleitern und Sicherheitskräften vorgeben. An Bahnhöfen könne es mehr Sicherheit vermitteln, wenn es Brücken statt Unterführungen gebe, sagt der Pro-Bahn-Vorsitzende Karl-Peter Naumann . Außerdem sei es besser, wenn ein Restaurant statt eine Spielhalle als Mieter ins Stationsgebäude einzieht.

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