Aufbruch zu Mond und Mars?

Seit dem Beginn der Raumfahrt-Ära 1957 mit dem Flug des sowjetischen Satelliten „Sputnik 1“ hat sich viel getan. An ambitionierten neuen Projekten mangelt es den Raumfahrtnationen nicht.

In 60 Jahren Raumfahrt sind Menschen zum Mond und Sonden zu Saturn und Venus geflogen, unzählige Satelliten kreisen um die Erde und Rover rollen über den Mars. Längst träumt die Raumfahrt von einem bemannten Flug zum Roten Planeten. Und auch ein alter Bekannter gerät wieder in den Fokus: der Mond — 45 Jahre, nachdem zuletzt ein Mensch auf dem Trabanten war. Fragen und Antworten zu den Plänen:

Russland will bis etwa 2030 den ersten Kosmonauten zum Mond schicken. Warum eigentlich?

Die Antwort erscheint paradox: „Ohne den Mond kein Mars“, erklärt ein Sprecher der Raumfahrtbehörde Roskosmos der Deutschen Presse-Agentur. Die Erschließung des Mondes sei eine wichtige Etappe, um den Flug zum Roten Planeten technisch zu erleichtern, lautet die Begründung. Letztlich will Russland damit aber auch dort anknüpfen, wo die Sowjetunion vor Jahrzehnten aufgehört hat. Nach technischen Pannen hatte Moskau in den 1970er Jahren seine kostspieligen Pläne für eine Mondlandung auf Eis gelegt.

Wie weit sind Russlands Mond-Pläne fortgeschritten?

Roskosmos will den Mond in mehreren Etappen erkunden. Den Auftakt soll voraussichtlich 2019 eine Sonde machen, die am Südpol des Erdtrabanten landet. Anfang der 2020er Jahre soll eine Sonde den Mond umkreisen, zudem sind intensivere Untersuchungen auf der Oberfläche geplant. Später soll ein bemannter Flug in den Mondorbit folgen, bevor ein Kosmonaut wie 1969 der US-Astronaut Neil Armstrong den Mond betritt.

Was ist den USA wichtiger, Mars oder Mond?

Das kommt darauf an, wen man fragt. Auf dem Mars ist die US-Raumfahrtbehörde Nasa bereits aktiv: Gleich mehrere Sonden umkreisen den Planeten, außerdem rollen zwei Rover über die Oberfläche. Ein weiterer Rover ist geplant — und eigentlich auch eine Umrundung mit Menschen. Unter dem vorherigen US-Präsidenten Barack Obama hatte sich die Nasa offensiv dem Slogan „Journey to Mars“ (Weg zum Mars) verschrieben. Seit der Amtsübernahme von Donald Trump liegt jedoch einiges auf Eis. Der US-Präsident bevorzugt den Mond — ein einfacheres Ziel gerade für bemannte Missionen. Allein der Flug zum Mars dauert sechs Monate, damit verglichen sind die drei Tage bis zum Mond ein Kurzausflug. Der frühere Nasa-Manager John Grunsfeld hatte das offen kritisiert: „Der Mond ist ein netter Ort für einen Besuch, aber dort leben will man nicht. Zum Mars zu fliegen, würde die Nasa wieder groß machen.“

Welche Rolle spielen dabei private Raumfahrtunternehmen?

Eine extrem große Rolle. Die Nasa arbeitet seit Jahren eng mit mehreren privaten Raumfahrtunternehmen zusammen, vor allem mit SpaceX von Milliardär Elon Musk, mit Boeing sowie mit Orbital Sciences. Die Unternehmen bauen und entwickeln Transporter und Raketen für die Nasa — und sparen der Behörde so Kosten und Kapazitäten.

Ein Dorf auf dem Mond — wie realistisch sind die Ideen der Esa?

Der Chef der Europäischen Raumfahrtagentur (Esa), Jan Wörner, wirbt dafür, langfristig als Nachfolger der Internationalen Raumstation (ISS) eine Basis auf dem Erdtrabanten zu schaffen. Das „Moon Village“ soll in internationaler Kooperation entstehen, Wörner sucht bereits nach Partnern. Es soll Forschung, Abbau von Ressourcen und sogar Tourismus ermöglichen. Der Mond könnte demnach — ähnlich wie aus russischer Sicht — auch ein Sprungbrett für einen Flug zum Mars sein. Ein klassisches Esa-Programm ist das Dorf zumindest bislang aber nicht. Deshalb gibt es auch noch keinen Fahrplan. Es ist bislang vor allem eine aufsehenerregende Idee, die auf ein großes Echo stößt.

Was plant China auf dem Mond?

China betreibt Mond-Missionen unter Hochdruck. Noch vor 2020 will die Volksrepublik zum zweiten Mal eine Sonde auf den Erdtrabanten schicken. Die Raumsonde „Chang’e-5“ soll ein Landefahrzeug auf den Mond bringen, Proben sammeln und diese zur Erde bringen — ein Novum für Chinas Raumfahrt. Ebenfalls vor 2020 will China erstmals auf der von der Erde abgewandten Seite des Mondes landen. Vorbereitungen laufen auch für die erste bemannte Mondlandung Chinas, die nach bisherigen Angaben in etwa 15 bis 20 Jahren geplant ist.

Beginnt ein neues Rennen zu Mond und Mars wie im Kalten Krieg?

Diese Zeiten scheinen vorbei. Zwar verfolgen die großen Raumfahrtnationen ambitionierte Pläne. Aber in den vergangenen Jahren hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass kein Land allein die technischen Herausforderungen und immensen Kosten stemmen kann. Dabei betonen alle Seiten, dass im Weltraum in Zeiten irdischer Krisen Brücken gebaut werden können. Gerade erst haben sich Russland und die USA darauf verständigt, gemeinsam eine bemannte Raumstation für eine Mond-Umlaufbahn zu bauen — auch dies eine mögliche Etappe zum Mars.

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