Freibadwetter Arschbomben als Sport - so geht der perfekte Freibad-Platscher

Laut platschend ins Wasser zu springen ist mittlerweile ein richtiger Sport — dem man mal eine Chance geben sollte: Tipps für den perfekten Auftritt im Freibad.

Ein Teilnehmer der Splashdiving WM in Dillingen.

Ein Teilnehmer der Splashdiving WM in Dillingen.

Foto: Frank May

Düsseldorf. Eines vorweg: Der Begriff Arschbombe ist vielleicht nicht besonders elegant. Jedoch beschreibt er das, wofür er steht, einfach viel treffender als etwa sein Synonym Paketsprung. Deshalb die Bitte um Verständnis, dass das Wort Arschbombe einige Male in diesem Text Verwendung finden wird.

Das, was sich hinter dieser so treffenden Wortschöpfung verbirgt, ist viel mehr als nur vor- und vollpubertäres Balzverhalten im Freibad. Denn zum einen bahnt sich die Gleichberechtigung hier ihren Weg und befreit die Arschbombe von der Annahme, nur Jungs würden sie praktizieren. Zum anderen hat sich daraus ein richtiger Sport entwickelt. Splashdiving nennt der sich, und die Sprünge, die die Sportler wagen, sind mindestens so spektakulär, wie die verschiedenen Landepositionen vielfältig.

Zehn offizielle "Arschbomben-Figuren"
12 Bilder

Zehn offizielle "Arschbomben-Figuren"

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Die Jumpchart der Splashdiver, eine Übersicht über alle offiziellen Landepositionen, umfasst 13 Varianten. Hier sollen aber nur zehn thematisiert werden, manche sind für ungeübte Nachahmer schlicht zu gefährlich, wie Oliver Schill betont. Er ist der Gründer der Splashdiving-Weltmeisterschaft, die dieses Jahr in Sindelfingen bei Stuttgart ausgetragen wird. Eigentlich ist er auch der Erfinder dieser Sportart.

„Ich hatte immer großen Spaß am Bomben. Mein Trainer hat mir die natürlich verboten“, erklärt der 48-Jährige, der eigentlich Kunst- und Turmspringer ist. Im Training ging es darum, möglichst spritzfrei einzutauchen. Bei der Arschbombe ist genau das Gegenteil das Ziel. „Mein Trainer hatte wohl Angst, dass mir das den Stil versaut.“

Man sollte aber den Arschbomben nicht unterstellen, sie seien per se stillos. Denn wer aus bis zu 30 Metern Höhe einige Schrauben dreht und dann als perfekte Kartoffel (Landeposition Nr. 9) im Wasser landet, der hat vorher viel geübt. So wie die etwa 60 internationalen Teilnehmer bei der Splashdiving-WM.

Damit sollten Anfänger aber nicht beginnen: Vor allem die Höhe ist kritisch. Besser, man übt am Beckenrand (natürlich nur dort, wo der Bademeister es erlaubt) oder am Ein-Meter-Brett. Die besten Einsteiger-Sprünge sind der Anker (Nr. 1), die Klassische Arschbombe (Nr. 7) und der Stuhl (Nr. 8). Der Anker, bei dem ein angewinkeltes Bein umklammert wird, mache eine schön hohe Wasserfontäne, sagt Schill. Bei der Klasischen Arschbombe wird dann auch das andere Bein umfasst, ähnlich wasserreich ist der Effekt. Beim Stuhl — leicht zu erraten — werden die Beine im 90-Grad-Winkel wie in einer Sitzposition gehalten. Diese drei Formen haben gemeinsam, dass der Schmerzfaktor relativ niedrig ist.

Apropos Schmerz: Wie ist das erst bei schwierigeren Arschbomben-Varianten, etwa dem Brett (Nr. 3), und dann auch noch aus 30 Metern Höhe? „Natürlich tut das schon mal weh. Aber das ist Nebensache. Ein Boxer beschwert sich ja auch nicht, dass ein Schlag ins Gesicht wehtut“ sagt Oliver Schill, der sich auch als professioneller Klippenspringer ins Wasser stürzt.

Das Brett (Nr. 3) kann ordentlich schmerzen, noch mehr aber der Brauni (Nr. 5, nach Erfinder Thorsten Braun benannt), der Open Elvis (Nr. 4) und das offene Brett (Nr. 10). „Der Open Elvis wird sehr schnell instabil, da die Knöchel gleich nach dem Ansprung umklammert werden müssen“, erklärt Schill. Später komme man nicht mehr an die Beine dran. Beim Brauni werden die Beine nicht gespreizt, ansonsten handelt es sich um die gleich Figur wie beim Open Elvis.

Die Kartoffel (Nr. 9) ist eine um 180 Grad gedrehte Klassische Arschbombe, bei der Schmalen Katze (Nr. 2) klappt der Springer im letzten Moment zusammen und berührt mit Füßen und Händen zuerst das Wasser. Und dann gibt es noch den Reißer (Nr. 6). „Den sieht man auch gerne im Freibad“, weiß Oliver Schill. "Weil man damit andere so schön nass machen kann." Dabei landet man idealerweise gekrümmt wie eine Banane und in leichter Rückenlage im Wasser. Einem richtigen Rückenplatscher solle der Sprung aber nicht ähneln, der tue nämlich richtig weh.

Der Schmerz sei ein Grund, warum es bei der WM kaum Frauen gebe. „Ich glaube, es gibt viele Frauen, die es für schlichtweg blöde halten, so ins Wasser zu springen, dass es nur so zwiebelt. Aber das ist mit etwas Übung gar nicht so schlimm wie befürchtet. Und ganz nebenbei machen Arschbomben einfach nur ungeheuer viel Spaß. Und zwar jedem“, versichert Schill. Vielleicht ist es einen Versuch wert.

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